Russischer Be-
richt über das
Gespräch
Berchtold-
Schebeko.
Dumaine ver-
dächtigt ohne
irgend eine
Grundlage
Deutschland
als Kriegs-
hetzer.
212 28. Juli
Der russische Botschafter in Wien, Schebeko, an den rus-
sischen Minister des Aeusseren, Sasonow.
Orangebuch Nr. 45.')
Wien.
Ich habe heute mit dem Grafen Berchtold im Sinne der
Instruktionen Eurer Exzellenz gesprochen. Ich erklärte ihm in
freundschaftlichster Weise, wie wünschenswert es sei, eine
Lösung zu finden, die, indem sie die guten Beziehungen zwi-
schen Oesterreich-Ungarn und Russland befestige, der öster-
reichisch-ungarischen Monarchie ernsthafte Garantien für ihre
künftigen Beziehungen mit Serbien gäbe.
Ich lenkte die Aufmerksamkeit des Grafen Berchtold
auf alle Gefahren, die ein bewaffneter Konflikt zwischen
Oesterreich-Ungarn und Serbien für den Frieden Europas mit
sich brächte.
Graf Berchtold antwortete mir, dass er sich völlig des
Ernstes der Lage und der Vorteile einer freimiüti-
gen Aussprache mit dem Petersburger Kabi-
nett bewusst sei. Er sagte mir, dass andererseits die
österreichisch-ungarische Regierung, die sich nur widerwillig
zu den ernsthaften Massregeln gegen Serbien entschlossen
habe, nicht mehr zurückweichen und nicht mehr inirgend
eine Diskussion der österreichisch-ungarischen Note
treten könne.
Graf Berchtold fügte hinzu, dass die Krisis so gespannt sei
und die Erregung der öffentlichen Meinung einen derartigen
Grad erreicht habe, dass die Regierung, selbst wenn sie wolle,
nicht mehr einwilligen könne, und das umso weniger, als die
Antwort Serbiens selbst beweise, wie wenig aufrichtig seine
Versprechungen für die Zukunft seien,
Der französische Botschafter in Wien, Dumaine, an den stell-
vertretenden französischen Minister des Aeusseren, Bien-
venu-Martin.
Gelbbuch Nr. 83.
Wien.
Graf Berchtold erklärt soeben Sir M. de Bunsen, dass
jede Intervention, die eine Wiederaufnahme der Diskussion
zwischen Oesterreich und Serbien unter Zugrundelegung der
Ob. Nr. 45. !) Siehe Rb. Nr. 40.