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ein serbisches Blaubuch,
ein belgisches Graubuch und
ein ösferreichisch-ungarisches Rotbuch.'‘)
Der diplomatische Schriftwechsel der einzelnen euro-
päischen Regierungen, so wie er in der dem Kriege voran-
gehenden Krisis entstand, stellt natürlich auch nur einen
Bruchteil des wirklich vorhandenen Aktenmaterials dar. Vieles
ist noch nicht veröffentlicht worden. Vieles wird vielleicht
nie bekannt werden. Aber es ist doch anzunehmen, dass die
Urkunden, soviel die Zukunft auch noch aus den Archiven
ans Tageslicht fördern mag, soviel Ergänzungen und Ver-
schiebungen noch hinzukommen mögen, in ihren Grundlinien
bestehen bleiben werden. Auf jeden Fall werden sie ihren
Wert bewahren als Zusammenfassung der geschichtlichen
Kenntnisse, die wir noch während des grossen Krieges
aufstapeln konnten.
Und da ja eine jede Regierung sicher von den ihre
Politik entlastenden Akten nichts verschwieg, die belastenden
Akten aber von den feindlichen Regierungen sorgsam zu-
sammengetragen wurden, reicht auch der heutige Doku-
mentenschatz vollauf für die Prüfung der grossen Schuldfrage
aus, deren Ergebnis künftige Veröffentlichungen eben nur
noch schärfer und unerbittlicher unterstreichen können.
Auch von einer jeden dieser Veröffentlichungen muss
man natürlich zunächst annehmen, dass sie ausschliesslich
die Tendenz verfolgt, der nationalen Sache zu dienen. Ihr
objektiver Wert kann also nur durch den Vergleich mit
«den anderen Veröffentlichungen festgestellt werden. Erst
wenn die Akten einer Regierung diese Probe bestehen,
lässt sich von ihnen sagen, dass sie nicht nur ihrer
') Die bis zur Stunde erschienenen Aktensammlungen über die
später ausgebrochenen Kriege, wie das zweite russische Orangebuch,
das zweite englische Blaubuch, die beide das Entstehen des Krieges
mit der Türkei behandeln, und das italienische Grünbuch über den
italienisch-Österreichischen Konflikt, wie auch das hierauf bezügliche
österreichisch-ungarische zweite Rotbuch können in dieser, nur der
europäischen Krisis vom Juli-August 1914 gewidmeten Zusammen-
stellung nicht verwertet werden.