Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

— 391 — 
Belgien imstande oder gewillt sein werde, während der 
Dauer des Krieges neutral zu bleiben. Indem England seine 
geschichtliche Rolle als Hüter der belgischen Neutralität in 
einem deutsch-französischen Kriege aufgab, indem es zu- 
gunsten Frankreichs in den Krieg eingriff, führte es Deutsch- 
land dazu, den Durchmarsch durch Belgien zu fordern. In- 
dem England aus seiner Rolle einer Garantiemacht heraus- 
trat, missbrauchte es die belgische Neutralität und riss das 
Land in den Strudel des Krieges, den Deutschlands wieder- 
holte Anerbieten ihm ersparen wollten.‘) 
Soisteseineder schlimmsten Geschichtsfälschungen,wenn 
man als Wurzel des Krieges die Verletzung der belgischen 
Neutralität bezeichnet. Sie hatte nichts mit den Kriegsur- 
sachen zu tun. Sie gehört nicht der Vorgeschichte des. 
Krieges an. Sie stellt bereits das erste Kapitel der Kriegs- 
geschichte dar, wenn auch das umstrittenste und traurigste. 
Wenn wir also nun, da wir den eisernen Ring der 
europäischen Kriegsverhandlungen verlassen, die nach 
der Katastrophe entstandenen offiziellen Erklärungen 
der- europäischen Regierungen mit den aus der Krisis er- 
wachsenen Akten vergleichen ?), dürfen wir ohne Fehl und 
Zagen feststellen: Die deutsche und österreichisch-ungari- 
sche Darstellung wird nicht nur durch die Akten der ver-- 
bündeten Regierungen bestätigt. Die Dreiverbandserklärungen 
werden nicht nur durch die Akten der Dreiverbandsregie- 
rungen widerlegt. Mehr als dies: aus den Dreiverbandsakten 
selbst ergibt sich die Wahrheit der deutschen und öster- 
reichisch-ungarischen Thesen. Mit den Beweisstücken der 
Gegner in der Hand können die verbündeten Kaiserreiche 
ihre Ankläger vor dem Tribunal der Geschichte verklagen. 
England erklärte Deutschland den Krieg, weil dieser 
Krieg das Endziel der englischen Politik war und sich jetzt, 
da Russland und Frankreich gleichfalls zum Kriege bereit 
waren, die beste Kriegskonjunktur bot. Wollte England jemals 
den Krieg gegen Deutschland führen, so war das nur auf 
Grund einer Situation, wie sie der Sommer 1914 bot, 
') Siehe auch Anm. S. 352, 353, 361, 363. 
°”) Siehe Einführung S. 5—16.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.