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füllen fast den gesamten übrigen Teil des Rotbuches. Die
Telegramme Szäpärys, des österreichisch-ungarischen Bot-
schafters in St. Petersburg, und des Grafen Berchtolds
tragen in diesem Sinne ein überzeugendes Material zusam-
men, das durch keinerlei Akten Russlands und der übrigen
Regierungen entkräftet wird. Darüber hinaus aber beleuchten
sie in ganzer Schärfe die Intransigenz Sasonows und
seinen unbeugsamen Willen, keine Verständigung mit Oester-
reich-Ungarn anzubahnen, sich durch keinerlei österreichisch-
ungarische Erklärung und Garantie befriedigen zu lassen.
Auch diese Akten werden durch keine der anderen Veröf-
fentlichungen dementiert, auch nicht durch das Gelbbuch,
das keine Mühe scheut, Sasonows Politik als nachgiebig
hinzustellen, sich aber mit ganz allgemein gehaltenen Ver-
sicherungen über Russlands Friedensliebe begnügen muss.
Die Russland und Serbien gewidmeten Aktenstücke
besitzen also einen unverkennbaren Wert. Ihnen fügt nun
das Rotbuch eine Anzahl von Dokumenten bei, die beredtes
Zeugnis von den österreichisch-ungarischen Bemühungen,
England und Frankreich über die Politik der Monarchie zu
beruhigen, ablegen sollen. Die auf England bezüglichen
Akten decken sich zum grossen Teile mit den im Blaubuch
veröffentlichen Schriftstücken. Da aber in Greps und Bunsens
Telegrammen die Unterhaltungen mit dem Botschafter der
Monarchie in London und dem Grafen Berchtold in Wien
oft nur skizziert sind, bieten sie natürlich viel weniger
Aufschluss über die englisch-österreichischen Pourparlers
als die Rotbuchstücke und zwar vor allem die ausführlichen
Instruktionen des Grafen Berchtold. Hier wird mit grösster
Freimütigkeit, in einer Sprache, die den festen Willen ver-
rät, unbedingt eine friedliche Lösung für die Krisis zu finden,
immer wieder England bestürmt, in gerechter Würdigung
der Lage Oesterreich-Ungarns seinen Einfluss für den Frieden
einzusetzen. Aehnlich sagt das Rotbuch über die österrei-
chisch-französischen Verhandlungen aus. Es zeigt, dass zu-
nächst die französische Regierung der österreichisch-ungari-
schen Politik nicht verständnislos gegenüberstand und keinerlei
Kritik an dem Vorgehen der Monarchie gegen Serbien übte,