Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

18 21. Juli 
  
  
drückte sich mir gegenüber ebenso aus. Ich kann mich nur 
über seine Erklärung wundern, dieso wenig zu der Meinung 
passt, die man sich über die Lage bilden muss.*) 
Est ist mir übrigens versichert worden, ıdass jetzt bereits 
die vorbereitenden Bekanntmachungen für die Mobilisation, 
die Deutschland in eine Art von « Gewehr bei Fuss » - Zu- 
stand während der Spannungsperiode setzen sollen, hier an 
die Jahrgänge, die für diesen Fall in Betracht kommen, gerich- 
tet wurden. Das ist eine Massregel, zu der die Deutschen bei 
ihren Gepflogenheiten Zuflucht nehmen können, ohne sich 
Indiskretionen auszusetzen und ohne die Bevölkerung zu be- 
unruhigen. Sie trägt keinen sensationellen Charakter und hat 
nicht notwendigerweise (die tatsächliche Mobilmachung zur 
Folge, wie wir bereits gesehen haben, aber sie ist darum nicht 
minder bezeichnend. °) 
Der österreichisch-ungarische Gesandte in Belgrad, Freiherr 
von Ciesl, an den österreichisch-ungarischen Minister 
des ÄAeusseren, Graf Berchtold. 
  
Rotbuch Nr. 6. 
Belgrad. 
Kreibern NR Ich bin nunmehr — nach dem unglückseligen Verbrechen 
die gegen vom 28. Juni — wieder seit einiger Zeit auf meinem Posten 
esterreich- 
Ungarngerich- Und kann mir erlauben, über die hier herrschende Stimmung 
tete mgitation ein Urteil abzugeben. 
Seit der Annexionskrise waren die Beziehungen zwischen 
der Monarchie und Serbien auf Seite des letzteren durch na- 
tionalen Chauvinismus, Feindseligkeit und eine wirksame Pro- 
paganda der grosserbischen Aspirationen in unseren von Ser- 
ben bewohnten Ländern vergiftet; seit den beiden letzten 
Balkankriegen hat der Erfolg Serbiens diesen Chauvinismus 
zum Paroxismus gesteigert, dessen Ausbrüche stellenweise 
den Stempel des Wahnsinns tragen. 
Gib. Nr. 15. *) Die französisch -russische Ueberzeugung, dass 
Deutschland an der Note beteiligt war, war durch keine noch so kate- 
gorische Erklärung Deutschlands zu beseitigen. Sie kehrt immer wieder. 
Vergi. u. a. Gib. Nr. 21 und 30. I 
5) Worauf Cambon diese Information über militärische Mass- 
nahmen noch vor Ueberreichung der Note stützt, ist unerfindlich. Sie 
steht in striktem Widerspruch zu allem was von deutscher Seite über 
die Militäirmassnahmen Deutschlands während der Krisis gesagt wurde. 
Selbst die russische Diplomatie ging nicht soweit, Deutschland bereits 
am 21. Juli militärischer Massregeln zu verdächtigen.
	        
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