Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 1. (1)

Die katholische Gemeinde hat in gleicher Weise ihre be- 
stehenden Wohlfahrtseinrichtungen ausgebaut. Die Volksküchen 
und Suppenanstalten wurden von der Gemeinde erweitert; sie 
gewähren für 10 & ein warmes Mittagessen. Im St. Josephs= 
haus in der Rudolphstraße werden täglich Leute ohne jede Enc- 
schädigung gespeist. 
Im Mädchenheim des St. Elisabethvereins fanden zahl- 
reiche Mädchen Wohnung und Kost unentgeltlich. Zuweilen 
wurden auch vorsprechende deutsche Flüchtlinge, Frauen und 
Mädchen aus dem Auslande aufgenommen. 
Vor allem nahm man sich der hier sich aufhaltenden öster- 
reichisch-ungarischen Staatsangehörigen an, die durch den Krieg 
m harte Bedrängnis gerieten. Ein besonderes Komitee wurde 
dafür gebildet, welches dreimal wöchentlich nachmittags im 
katholischen Ofarrhaus (Rudolphstr. 3) Sprechstunden abhält. 
Die nach erfolgter Ermittelung gewährten Anterstützungen 
stammten meist von dem österreichisch-ungarischen Hilfsverein. 
Mit dem Konsulat blieb das Komitee in enger Fühlung, um 
durch dasselbe den Bedürftigen Mittel zukommen zu lassen. — 
Im St. Josephsbaus ist ein Lazarett eingerichtet worden. 
Die israelitische Gemeinde sah es als ihre hauptsächliche 
Dflicht an, sich der aus Galizien geflüchteten österreichischen 
Familien anzunehmen, da diese weder Anspruch auf Arbeit- 
losen. noch auf Armenunterstützung der Stadt Leipzig hatten 
und auch nur zum ganz geringen Teil Kriegsunterstützung be- 
dogen. 
Eine Näh. und Strickstube wurde eröffnet, um den ver- 
dienstlosen Frauen und Mädchen Arbeit zu verschaffen. Damit 
die Kinder, deren Mütter beschäftigt wurden, nicht ohne Auf- 
sicht blieben, eröffnete man einen Kindergarten für die nicht- 
schulpflichtigen Kinder, der sich regen Anspruchs erfreut und 
auch nach dem Kriege erhalten bleiben soll. Die schulpflichtigen 
Kinder finden im Kinderhort, Nordstr. 15, Aufnahme. Die 
ebenda bestehende Speiseanstalt hat die Zahl der ausgegebenen 
Portionen sehr vergrößern müssen. — Die jüdische Leipzig-Loge 
bat ein Genesungsheim für Soldaten, Arndtstr. 1, errichtet. 
Dieselbe Loge hat sich auch mit namhaften Beiträgen an der 
Schaffung des Cazarettzuges beteiligt, ebenso an anderen Kriegs- 
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