fullscreen: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

94 Zweites Buch. II: Heinrich und König Konrad. 
Ritter-). Die zweite Abteilung wurde gebildet durch den jungen Herzog 
Heinrich von Sachsen, der begierig war, sich in einem so großen Unternehmen 
den ersten Kriegsruhm zu erwerben, Herzog Konrad von Zähringen — den 
Regenten Burgunds — den Erzbischof Adalbero von Bremen, Propst Hart- 
wich und viele andere vornehme und geringe Genossen“). 
Über die Ansammlung einer solchen Macht gegen sie waren die zunächst 
bedrohten Slawen in Mecklenburg und dem Lutizeerlande höchlichst er- 
schrocken. An ihrer Spitze stand noch Fürst Niklot, ein vaterlandsliebender, 
kluger und tapferer Mann, dessen ganzes Bestreben dahin ging, seinen Stam- 
mesbrüdern Freiheit und väterlichen Glauben zu bewahren. Er und sein 
Verbündeter Pribislaw hatten sich gegen den, den Slawen aufgezwungenen 
Herrscher, den Dänenherzog Knut, mutig erhoben und nach seiner Ermor- 
dung (1131)5###7) dessen Länder so geteilt, daß Pribislaw fürder Wagrier und 
Polabier, Niklot Obotriten und Lutizier beherrschte. Beide hatten alles ge- 
tan, um jede Spur deutschen und christlichen Einflusses aus ihren Gebieten 
zu entfernenf). Vor kurzem war Pribislaw gezwungen worden, des Grafen 
Adolf von Holstein Vasall zu werdensf); jetzt drohte Niklot ein wahrscheinlich 
noch härteres Schicksal. Aber er verzagte nicht. Kaum war ihm die Kunde 
von dem beabsichtigten Angriff der Feinde zugekommen, als er mit Aufwen- 
dung großer Arbeitskräfte in kurzer Zeit den Ort Dobbin — auf der Boden- 
erhebung zwischen dem nordöstlichen Ausläufer des Schweriner Sees und 
dem Meerbusen von Wismar gelegenf#sf) — so befestigte, daß er jederzeit 
den bedrängten Slawen eine sichere Zufluchtsstätte bieten konnte. Dann sah 
sich Niklot unter den Christen selbst nach Verbündeten um. Mit Adolf II. 
von Holstein hatte er bisher in enger Freundschaft gestanden, und an ihn 
Mai wandte er sich jetzt mit der Aufforderung, er möge in Gemäßheit ihrer Ver- 
träge sich mit ihm zu gemeinschaftlichem Handeln vereinigen. Durch diese 
Zumutung wurde Adolf in schmerzliche Verlegenheit versetzt. Zwar in 
moralischer Hinsicht war die Glaubens- und Stammesgemeinschaft mit den 
Kreuzfohrern und das Lehnsverhältnis zu Sachsen unstreitig bindender und 
wichtiger, als die Freundschaft mit einem heidnischen Slawen, hier also 
konnte kein Zweifel über die zu treffende Wahl bestehen: aber praktisch sah 
Adolf für sein Land die schlimmsten Leiden voraus, welchen Entschluß er 
auch fassen möge. Von der einen Seite drohten Bann und Acht mit ihren 
  
) Ann. Magdeb., p. 188. — F. Winter in den Forschungen z. deutschen Gesch. X, 
630. — Die Zahlen, die jene Annalen geben, sind gewiß übertrieben. Der erste Heer- 
haufe soll aus 60 000, der zweite aus 40 000 Mann bestanden haben; dazu 100 000 
Dänen und 20 000 Polen: zusammen 220 000 Mannl Eine wenigstens ebenso arge 
üÜäbertreibung, wie die der Ann. S. Pauli Virdun. 
% Ann. Magdeb. 1. C. — Helm. I, 62. 
½%½%) Siehe S. 66. 
4) Helm. I. 52. 
r SP tiches Hondbuch der melenhurgischen Geschichte 1 
udloff, Pragmatisches Handbu er mecklenburgischen Geschichte I, 
S. 152. — Wilken ulr 1, S. 260. s
	        
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