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diese offene Annektierung vereinigte. Was der Reichstag versagte, wurde
auf diplomatischem Wege weiter verfolgt. Nacheinander erschienen die
deutschen Kriegsschiffe „Gazelle“, „Hertha“, „Augusta“, „Ariadne“ und
„Bismarck“ im Hafen von Apia an der Nordküste von Upolu, um das
deutsche Ansehen zu wahren. Auch gelang es dem deutschen Konsul
Weber und dem Kommandanten der „Augusta“ Kapitän Hassenpflug,
am 3. Juli 1877 einen Vertrag abzuschließen und dem von den Deutschen
bewohnten Landstriche die Neutralität und den deutschen Handel gegen
jede Beeinträchtigung durch Verträge mit anderen Staaten zu sichern.
Als aber trotzdem der Union Sondervorteile zugestanden wurden, belegte
Kapitän v. Werner von der „Ariadne“ die Häfen Saluafata und Felealili
mit Beschlag und erzwang dadurch den Vertrag vom 24. Januar 1878,
durch welchen uns der beste Hafen der Gruppe, Saluafata, als Kohlen-
station und das Meistbegünstigungsrecht zugestanden wurde.
Leider durchbrach der folgende König Malietoa Laupepa diesen
Vertrag. Die Deutschen wurden beraubt und eine Genugtuung ver-
weigert, sodaß eine deutsche Abteilung von Marinesoldaten im August
1887 landete, den König gefangennahm und in die Verbannung auf die
Marschall-Inseln fortführte. Dagegen wurde der Gegenkönig Tamasese
anerkannt. Gegen diesen erhob sich nun unter dem Schutze der Briten
und Amerikaner ein neuer König, Mataafa, der in Malietoas Fußstapfen
trat. Ein neuer Streiszug wurde deutscherseits ausgesandt. Die Mann-
schaften der Stationsschiffe „Eber“, „Adler“ und „Olga“ drangen am
18. Dezember 1888 in die Schluchten von Vailele vor und fielen ange-
sichts des schönen Wasserfalls von Utumaptn# in einen ihnen unter Führung
eines Amerikaners gelegten Hinterhalt. Mit Verlust von 2 Offizieren
und 15 Mann nebst 40 Verwundeten mußten sich unfre Leute zurück-
ziehen. Diese Scharte wurde auf das nachdrücklichste ausgewetzt. Doch
schon nahte ein neues Verhängnis. Ein furchtbarer Orkan warf am
16. März 1889 unsre Kriegsschiffe „Adler“ und „Eber“ auf die Riffe
des Hafens von Apia, wobei 95 brave Seeleute ihr nasses Grab fanden.
Ein schlechter Trost war's, daß auch zwei amerikanische Kriegsschiffe ein
gleiches Los fanden und 50 ihrer Leute ertranken.
Nun endlich traten die Bevollmächtigten der drei Länder in Berlin zu
der sogenannten Samoakonferenz zusammen und setzten Malietoa Laupepa
wieder ein. Die Rechtspflege wurde einem Lord-Oberrichter übertragen,
den der König von Schweden zu berufen hatte. Daneben aber dauerte