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Präsident des Reichskanzler-Amts, Staatsminister Hofmann an Stelle des aus
dem Reichsdienst geschiedenen Staatsministers Delbrück (Bekanntmachung Bis-
marcks vom 13. Juni 1876, Reichs-Gesetzbl. S. 167); für Mecklenburg-
Schwerin und Mecklenburg-Strelitz an Stelle des in eine andere Dienst-
leistung berufenen Staatsrats v. Bülow der außerordentliche Gesandte und
bevollmächtigte Minister, Geheime Legationsrat v. Prollius (Bekanntmachung
Delbrücks vom 19. September 1875, Reichs-Gesetzbl. S. 308).
Als stellvertretende Bevollmächtigte zum Bundesrat wurden neu ernannt:
für das Königreich Sachsen der Geheime Justizrat Anton; für Würt-
temberg der Obertribunalsrat v. Kohlhaas 1) und für Baden der Präsident
des Handelsministeriums Turban an Stelle des ausgeschiedenen Ministerialrats
Eisenlohr.
Durch die Ernennungen des Ministers des Innern und des Staatssekretärs
v. Bülow zu Vertretern Preußens beim Bundesrat war unverkennbar eine
bisher bestandene Lücke ausgefüllt. Es liegt einmal in der Natur der Dinge,
daß der stellvertretende Chef des Auswärtigen Amts auch eine Stelle im
Bundesrat haben muß. Aber auch der Minister des Innern hat vielfache
Beziehungen zur Reichsverwaltung, wie sie schon zur Zeit des Norddeutschen
Bundes hervortraten und nach den Ergänzungen, welche die Verfassung des-
selben bei der Ausdehnung auf das Deutsche Reich erfahren hat, jedenfalls
nicht vermindert worden sind. In dem provisorischen Bundesrat für die
Entwerfung der Verfassung des Norddeutschen Bundes fungierte auch Graf
Eulenburg als Bevollmächtigter Preußens und vertrat in mehreren wichtigen
Fragen neben dem Ministerpräsidenten die Regierungsauffassungen. Später
wurde der Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern Bitter mit der Ver-
tretung dieses Ressorts im Bundesrat betraut. Nachdem derselbe jedoch Prä-
sident der Seehandlung geworden, war das Ministerium des Innern un-
vertreten.7)
Auch in dieser Session erschien Bismarck nicht ein einzigesmal im Bundesrat.
Seit nunmehr bereits zwei Jahren hatte er sich im Vorsitz den Staatsminister
Delbrück substituiert, der nur in seltenen Fällen ihn seinerseits wieder abgab
(3. B. in der Sitzung vom 17. November 1875 an den bayerischen Minister
Dr. v. Fäustle).3)
1) Vgl. Bd. II. S. 164.
2) Außerdem wünschte Bismarck, daß die Hauptvertreter der innern und äußern
Reichspolitik in die Lage versetzt würden, die Gesichtspunkte der Reichspolitik im Staats-
ministerium direkt und mit voller Autorität vertreten zu können, und daß deshalb der
künftige Präsident des Reichskanzler-Amts Hofmann sowie der Staatssekretär v. Bülow
zu preußischen Staatsministern im vollen Sinn des Wortes, wenn auch ohne Portefeuille,
ernannt würden. ·
3) Die Zusammensetzung der Ausschüsse des Bundesrats für die Session 1875 findet
sich in der „Nordd. Allg. Ztg.“ Nr. 112 v. 16. 5. 75. Die offiziellen Referate über die