Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

— 173 — 
Präsident des Reichskanzler-Amts, Staatsminister Hofmann an Stelle des aus 
dem Reichsdienst geschiedenen Staatsministers Delbrück (Bekanntmachung Bis- 
marcks vom 13. Juni 1876, Reichs-Gesetzbl. S. 167); für Mecklenburg- 
Schwerin und Mecklenburg-Strelitz an Stelle des in eine andere Dienst- 
leistung berufenen Staatsrats v. Bülow der außerordentliche Gesandte und 
bevollmächtigte Minister, Geheime Legationsrat v. Prollius (Bekanntmachung 
Delbrücks vom 19. September 1875, Reichs-Gesetzbl. S. 308). 
Als stellvertretende Bevollmächtigte zum Bundesrat wurden neu ernannt: 
für das Königreich Sachsen der Geheime Justizrat Anton; für Würt- 
temberg der Obertribunalsrat v. Kohlhaas 1) und für Baden der Präsident 
des Handelsministeriums Turban an Stelle des ausgeschiedenen Ministerialrats 
Eisenlohr. 
Durch die Ernennungen des Ministers des Innern und des Staatssekretärs 
v. Bülow zu Vertretern Preußens beim Bundesrat war unverkennbar eine 
bisher bestandene Lücke ausgefüllt. Es liegt einmal in der Natur der Dinge, 
daß der stellvertretende Chef des Auswärtigen Amts auch eine Stelle im 
Bundesrat haben muß. Aber auch der Minister des Innern hat vielfache 
Beziehungen zur Reichsverwaltung, wie sie schon zur Zeit des Norddeutschen 
Bundes hervortraten und nach den Ergänzungen, welche die Verfassung des- 
selben bei der Ausdehnung auf das Deutsche Reich erfahren hat, jedenfalls 
nicht vermindert worden sind. In dem provisorischen Bundesrat für die 
Entwerfung der Verfassung des Norddeutschen Bundes fungierte auch Graf 
Eulenburg als Bevollmächtigter Preußens und vertrat in mehreren wichtigen 
Fragen neben dem Ministerpräsidenten die Regierungsauffassungen. Später 
wurde der Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern Bitter mit der Ver- 
tretung dieses Ressorts im Bundesrat betraut. Nachdem derselbe jedoch Prä- 
sident der Seehandlung geworden, war das Ministerium des Innern un- 
vertreten.7) 
Auch in dieser Session erschien Bismarck nicht ein einzigesmal im Bundesrat. 
Seit nunmehr bereits zwei Jahren hatte er sich im Vorsitz den Staatsminister 
Delbrück substituiert, der nur in seltenen Fällen ihn seinerseits wieder abgab 
(3. B. in der Sitzung vom 17. November 1875 an den bayerischen Minister 
Dr. v. Fäustle).3) 
1) Vgl. Bd. II. S. 164. 
2) Außerdem wünschte Bismarck, daß die Hauptvertreter der innern und äußern 
Reichspolitik in die Lage versetzt würden, die Gesichtspunkte der Reichspolitik im Staats- 
ministerium direkt und mit voller Autorität vertreten zu können, und daß deshalb der 
künftige Präsident des Reichskanzler-Amts Hofmann sowie der Staatssekretär v. Bülow 
zu preußischen Staatsministern im vollen Sinn des Wortes, wenn auch ohne Portefeuille, 
ernannt würden. · 
3) Die Zusammensetzung der Ausschüsse des Bundesrats für die Session 1875 findet 
sich in der „Nordd. Allg. Ztg.“ Nr. 112 v. 16. 5. 75. Die offiziellen Referate über die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.