Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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beim Bundesrat. Delbrück selbst hat Hofmann dem Reichskanzler zu seinem 
Nachfolger designirt.!) 
Die Schwierigkeit der Verhältnisse, unter denen der neue Präsident des 
Reichskanzler-Amts die Erbschaft Delbrücks antrat, ist nicht zu verkennen. Von 
welchen Gesichtspunkten aus die inneren Fragen behandelt werden sollten, wußte 
kein Mensch, sowohl im preußischen Staatsministerium als im Parlamente und 
im Bundesrat; klar war nur so viel, daß die bisherige Wirtschaftspolitik keine 
befriedigenden Erfolge für sich aufzuweisen hatte. Die Stellung Hofmanns zum 
Kanzler war von der Delbrücks grundverschieden. Delbrück war zwar formell 
auch der Untergebene Bismarcks, er hatte sich aber in einem Dezennium that— 
sächlich mindestens diejenige Stellung ihm gegenüber zu erkämpfen gewußt, wie 
sie der einflußreichste preußische Minister, also Camphausen besaß. Nun ent— 
sprach aber ein ihm gegenüber zu einer Macht gelangter Präsident des Reichs- 
kanzler-Amts den Idealen Bismarcks von der Organisation der Reichsgewalt 
nicht. Als der Staatsminister Hofmann das Erbe Delbrücks antrat, vermochte 
sich denn auch das Reichskanzler-Amt auf dem Gipfel der alten Macht nicht 
zu erhalten. 
Die Minderung des Einflusses des neuernannten Präsidenten im Vergleich 
zu Delbrück war auf äußere und innere Ursachen zurückzuführen. Wenn wir 
zunächst bei den äußeren Verhältnissen stehen bleiben, so ist zu erwähnen, daß 
der Geschäftsbereich des Reichskanzler-Amts vom 1. Januar 1877 ab sich zunächst 
durch die Umwandlung der bisherigen Abteilungen für Elsaß-Lothringen und 
für Justizwesen in gesonderte Aemter — des Reichskanzler-Amts für Elsaß- 
Lothringen unter Herzog und des Reichs-Justizamts unter Friedberg — ver- 
ringerte. Unter Delbrück gab es täglich durchschnittlich einhundertzwanzig Ein- 
gänge, die der Chef alle ansah, darunter wohl ein Drittel bedeutsame Sachen. 
Unter Hofmann ging die Zahl der Eingänge etwa auf zwei Drittel herab, um 
später (1879) nach Ablösung des Reichsschatzamts eine noch weitere Ein- 
schränkung zu erleiden. 
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war ferner die im Mai 1878 
erfolgte Begründung der Reichskanzlei, eines Zentralbureaus des Reichskanzlers, 
dazu bestimmt, den amtlichen Verkehr desselben mit den Chefs der einzelnen 
Ressorts zu vermitteln. War Bismarck früher, wenigstens so lange er sich in 
Berlin aufhielt, auf den persönlichen Verkehr mit dem Präsidenten des Reichs- 
kanzler-Amts angewiesen, so hatte sich jetzt ein Zwischenglied eingefügt, das 
durch die Besetzung mit einer vorzüglichen und gewandten Kraft (Tiedemann) 
bald eine nicht zu unterschätzende Bedeutung erhielt. Die Vorlagen des neuen 
Präsidenten des Reichskanzler-Amts, bezüglich deren Bismarck Aufklärungen 
1) Nach einem Artikel der „Hamb. Nachr.“ beweist diese Thatsache, daß Fürst Bismarck 
mit Delbrück in Frieden auseinander gegangen ist.
	        
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