Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Maße unselbständig vorgestellt hatte, wie sie Bismarck jetzt zu gestalten geneigt 
war. Der letztere hatte — was man gleichfalls nicht übersehen darf — damals 
in den inneren Fragen noch lange nicht die Autorität, wie er sie später erlangte, 
so daß die Unterordnung unter ihn für einen mit dem wünschenswerten Selbst- 
bewußtsein ausgestatteten Minister immerhin nicht leicht sein mochte. 
Auch sonst hatte sich in der Rolle des die Vorträge Entgegennehmenden 
und des Vortragenden seit Delbrück manches geändert. Aus dem Bundeskanzler 
von damals, welcher der fremden Autorität geduldig folgte, war ein Reichs- 
kanzler herausgewachsen, der sich für alles interessirte, der nach allen Richtungen 
Initiative entfaltete, der die wichtigsten Ausgänge sehen und selbst zeichnen wollte, 
und der sich nicht scheute, mit den Interessirten und Sachverständigen in Ver- 
bindung zu treten und sich aus erster Hand belehren zu lassen. 
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staatsminister 
v. Bülow 
(ef. Bd. I. S. 73). 
Bülow war zum Staatssekretär unter Bismarck wie geschaffen, er war ihm 
treu ergeben und kannte kein höheres Ziel, als sich in die Intentionen seines 
Chefs hineinzufinden. Dabei machte ihn sein weltmännisches und konziliantes Wesen 
besonders geeignet zum Verkehr mit den fremden Staaten; seine Beredsamkeit 
kam seinem Verkehr mit dem Reichstag zu statten; sein bedeutendes Vermögen 
von seiten seiner Frau (eine Patrizierstochter, geb. Rücker aus Hamburg) ermög- 
lichte ihm, die sozialen Pflichten eines Staatssekretärs schon zu einer Zeit voll zu 
erfüllen, da das Gehalt desselben noch ein bescheidenes war (erst unter dem 
Grafen Hatzfeldt wurde dasselbe auf die jetzige Höhe von 50 000 Mark gebracht). 
Bülow wurde mehr und mehr die Mittelsperson im Verkehr Bismarcks 
mit den Ressortministern. ) Auch in dem Arnimprozeß führte er die Feder, 
vielleicht sogar etwas rigoroser, als es in Bismarcks Intentionen gelegen hat. 2) 
Nach Beendigung der Kanzlerkrisis im Frühjahr 1877 betraute Bismarck 
den Staatssekretär v. Bülow mit seiner Vertretung in den auswärtigen An- 
gelegenheiten des Reichs. 35) 
Ende Dezember 1877 korrespondirte Bismarck mit Bülow, um die Kabinets- 
frage zu ebnen, welche durch die passive Haltung des Ministers Camphausen 
ausgebrochen war. 4) 
1) Zu vgl. meine „Aktenstücke zur Wirtschaftspolitik des Fürsten Bismarck“ Bd. I. 
S. 204 (Schreiben v. Bülows vom 7. Januar 1876 an Maybach) und S. 250 (Schreiben 
v. Bülows vom 6. Oktober 1877 an das Staatsministerium in der Tabaksteuerfrage). 
2) Zu vgl. die Nachweise in Kohls Bismarck-Regesten Bd. II. S. 92, 93, 94, 104. 
3) Schreiben Bismarcks an den Reichstag v. 11. 4. 77. 
4) Briefe Bismarcks an v. Bülow, d. d. Varzin 15. und 21. Dezember 1877, ab- 
gedruckt in meinem Werke „Fürst Bismarck als Volkswirt“ Bd. I. S. 103. Aeußerung
	        
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