Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

— 193 — 
Berlin, den 28. Februar 1878. 
„Die Vorstellung des Vorstandes der jüdischen Gemeinde vom 1. d. Mts. 
und die derselben beigefügten gleichlautenden Vorstellungen der Vorstände 
jüdischer Gemeinden in anderen deutschen Städten sind dem Fürsten Reichs- 
kanzler vorgelegt worden. Se. Durchlaucht haben von dem Inhalte mit 
Interesse Kenntnis genommen und mich beauftragt, darauf Nachstehendes er- 
gebenst zu erwidern. Der Herr Reichskanzler wird wie bisher, so auch künftig 
gern jede geeignete Gelegenheit benutzen, um seine Teilnahme für die Erfüllung 
der in jenen Vorstellungen dargelegten Wünsche zu bethätigen. Der Zeitpunkt, 
zu welchem der Versuch einer solchen Einwirkung zu machen sein wird, läßt 
sich freilich mit Bestimmtheit nicht vorhersehen; sollten indessen die Verhand- 
lungen der aus Anlaß der gegenwärtigen Friedensunterhandlungen in Anregung 
gebrachten Konferenz eine Möglichkeit dazu gewähren, so wird der deutsche Be- 
vollmächtigte alle Bestrebungen unterstützen, welche dahin zielen, daß den An- 
gehörigen jedweden Religionsbekenntnisses in den betreffenden Ländern dieselben 
Rechte und Freiheiten zu teil werden, welche ihnen in Deutschland verfassungs- 
mäßig gewährleistet sind. Ich gestatte mir zugleich, die gefällige Vermittlung 
des Vorstandes der jüdischen Gemeinde zu dem Zwecke ergebenst zu erbitten, 
damit die vorstehende Erwiderung auch zur Kenntnis der beteiligten Vorstände 
der jüdischen Gemeinde in 2c. gebracht werde.“!1) 
Unter Delbrück wurde die Handelspolitik im Reichskanzler-Amt bearbeitet. 
Nach Delbrücks Abgang fing Bismarck an, sich für die Frage zu interessiren, 
und dies hatte zur Folge, daß die Leitung der Handelspolitik mehr und mehr 
aus den Händen des Reichskanzler-Amts glitt und in die des Auswärtigen 
Amtes überging. So kam es, daß Bülow auch in handelspolitischer Beziehung 
zu einer lebhaften Thätigkeit herangezogen wurde.) 
Am 6. November 1878 brachte v. Bülow bei der Hochzeitsfeier der 
Tochter des Kanzlers den Toast auf das Brautpaar aus. 3) 
Die Erkrankung v. Bülows im Herbste 1879 war nicht auf die damaligen 
politischen Vorgänge (Abwendung Rußlands von Deutschland, Alexandrowo, 
1) Die „Vossische Ztg.“ Nr. 195 v. 28. 4. 81 erwähnt noch ein Schreiben v. Bülows 
(in Vertretung des Reichskanzlers) an den Polizeipräsidenten v. Madai, betreffend die 
Verhaftung des Hochstablers Hofmann. Bismarck ließ Madai mitteilen, daß er gegen die 
Verhaftung des Schwindlers, den er gar nicht kenne, der sich aber seiner Bekanntschaft 
gerühmt hatte, nichts einzuwenden habe. 
2) Zu vgl. meine „Aktenstücke zur Wirtschaftspolitik des Fürsten Bismarck“ Bd. I. 
S. 202, 239, 268, 269, 274, 302, 303. 
3) „Neue Tischgespräche und Interwiews“ Bd. I. S. 102. Teilnahme Bülows an 
zahlreichen anderen gastlichen Veranstaltungen Bismarcks a. a. O. S. 96, 107 und „Fürst 
Bismarck und die Parlamentarier“ Bd. I. S. 119, 129, 142, 165, 167. 
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. III. 13
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.