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regieren, was sich auch in seiner äußeren Erscheinung und Lebenshaltung aus-
drückte, vertrug aber schwer einen Einspruch in sein Regiment.
Die Versetzung Möllers in den einstweiligen Ruhestand erfolgte, weil
es der Reichskanzler für ausgeschlossen hielt, daß er unter dem Statthalter
Frhrn. v. Manteuffel und den veränderten Verhältnissen in Elsaß-Lothringen
weiter zu amtiren geneigt sein werde. 1)
Die amtliche Wirksamkeit in seinen verschiedenen Stellungen, insbesondere
in der Eigenschaft als Oberpräsident von Elsaß-Lothringen, ist aus der Broschüre
von A. Schricker: „Eduard v. Möller. Ein Lebensbild“, Kassel 1881 zu
entnehmen.:)
Das eigentliche Quellenmaterial findet man in den „Mitteilungen aus der
Verwaltung von Elsaß-Lothringen während der Jahre 1871 bis 1878“.
(Zusammengestellt vom Kaiserlichen Oberpräsidium Straßburg, C. F. Schmidts
Universitätsbuchhandlung, Friedrich Butt 1879.2)
2. Königreich Sachsen.
Geheimer Justizrat Antont)
(geboren 15. Dezember 1830, gestorben 10. November 1884).
Die Thätigkeit Antons in Berlin bestand wesentlich in der Mitbearbeitung
und Mitberatung des Strafvollzug-Gesetzentwurfes. Es hing diese
1) Daß Bismarck lange Zeit nicht an eine Entfernung Möllers aus Straßburg dachte,
wird durch einen Brief Bismarcks an den Kaiser Wilbhelm d. d. 8. Juni 1876 (Kohl,
Bismarck-Jahrbuch Bd. IV. S. 38) bestätigt.
2) 13. Februar 1877 Erlaß Bismarcks an Möller, betreffend die Nichtbeschickung der
Pariser Weltausstellung durch Deutschland, 5. März 1877 Instruktion Bismarcks an Möller
in Sachen der Erleichterung der Naturalisation elsaß-lothringischer Optanten, welche der
französischen Armee angehören. Zu diesen in Kohls Bismarck-Regesten enthaltenen Daten
kommt noch hinzu: 12. November 1871 Unterredung Bismarcks mit Möller, 2. Mai 1872
Telegramm Bismarcks an Möller aus Anlaß der Eröffnung der Straßburger Universität.
(Nach der „Nat. Ztg.“ Nr. 205 v. 3. 5. 72 S. 2 vom 2. Mai und nicht, wie Kohl in
den Bismarck-Regesten behauptet, vom 3. Mai.)
3) Vgl. auch den Aufsatz: „Die Reichslande Elsaß-Lothringen 1871 bis 1875“ von
Wilhelm Müller in der Zeitschrift: „Unsere Zeit“, deutsche Revue der Gegenwart, heraus-
gegeben von Rudolf Gottschall. Neue Folge, XII. Jahrgang I. Heft 1. Januar 1876,
3. Heft Februar 1876 und 5. Heft 1. März 1876, und „Elsaß-Lothringen in den Jahren
1876 bis 1887“ von Wilhelm Müller in derselben Zeitschrift, Jahrgang 1887, 8.
und 9. Heft.
4) Rudolf Anton wurde als Sohn des Appellationsgerichtsrats Wilhelm Anton in
Borna bei Leipzig geboren. Er absolvirte in Borna und Leipzig seine Schul= und Gymnasial-
studien und lag dann dem Studium der Rechtswissenschaften an der Landesuniversität
Leipzig ob. Mitte der fünfziger Jahre machte er sich als Rechtsanwalt in seiner Vater-
stadt Borna seßhaft, wo er einen großen Ruf als Verteidiger genoß. Am 1. Mai 1873