Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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trauensmann in der Person des Präsidenten des Reichs-Eisenbahn-Amts May- 
bach hatte, der ganz auf Bismarcks Ideen einging und für seine Arbeitskraft einen 
größeren Wirkungskreis verlangte, als ihn das machtlose Reichs-Eisenbahn- 
Amt bot. 1) 
Schon in der von Bismarck in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 
26. April 1876 gemachten Aeußerung, er sei in der Hoffnung, die Bundes- 
regierungen, voran die preußische, würden ihre in der Reichsverfassung über- 
nommenen Verpflichtungen ernster nehmen, getäuscht worden, wurde ein schwerer 
Angriff auf Achenbach erblickt. Bismarck erwiderte aber, er habe mit Achen- 
bach in Bezug auf die Reichsaufsicht über die Bahnen jederzeit dieselbe Auf- 
fassung vertreten. „Wir sind“, so setzte er in kollegialer Weise hinzu, um 
den Minister nicht bloßzustellen, „vollständig einig, wir wünschen es aber 
auch zu bleiben."“ 
Anfangs Oktober 1877 verlautete von neuen Differenzen zwischen 
Bismarck und dem Handelsminister Dr. Achenbach und von dem Rücktritt des 
letzteren. Dieselben bestanden, wurden aber noch einmal, wenn auch nur 
formell, ausgeglichen. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ brachte darüber folgende Aus- 
lassungen: „Seit etwa zwei Wochen haben in den Zeitungen Gerüchte über 
Differenzen im Schoße des Ministeriums die Runde gemacht. Es ist vieles 
in diesen Angaben unrichtig oder doch übertrieben gewesen, doch haben dieselben 
insofern einer gewissen Begründung nicht entbehrt, als in der That Meinungs- 
verschiedenheiten eingetreten waren, welche ihrer Lösung nach der Rückkehr des 
Fürsten Bismarck harrten. Eine Gelegenheit zu einer gemeinsamen Verständigung 
bot sich allerdings erst nach dem Eintreffen Sr. Durchlaucht aus Lauenburg in 
der vertraulichen Besprechung, zu welcher das Ministerium am letzten Sonnabend 
(6. Oktober) zusammengetreten war und in welcher denn auch die Verständigung 
über die dem König zu unterbreitenden Vorlagen für den Landtag erzielt worden 
ist. Der Minister Achenbach hat dem Ministerrat nicht beigewohnt; derselbe 
war bekanntlich von der Reise nach Kiel noch nicht zurückgekehrt."“ 
Am 7. Oktober 1877, dem Tage vor seiner Abreise nach Varzin, hatte 
darauf Bismarck eine Zusammenkunft mit Achenbach. 2) 
Ein allerdings sehr strenges Urteil über die bieherige preußische Eisen- 
bahnpolitik fällte Bismarck in der Abgeordnetenhaussitzung vom 23. März 1878. 
Zwei Tage nach dieser Rede erfolgte Achenbachs Rücktritt. 5) 
1) Ein Schreiben Bismarcks an Achenbach, betreffend die Beförderung des Transports 
westfälischer Kohle nach Hamburg und die Erweiterung des Staats-Eisenhahnsystems, findet 
sich abgedruckt in den „Aktenstücken“ Bd. II. S. 256. 
2) In Kohls Bismarck-Regesten nicht erwähnt. 
3) Die Sterblichkeit ist gegenwärtig, so lautete einer seiner Nachrufe, eine erschreckende 
unter den preußischen Ministern. Fast kein Tag vergeht mehr, ohne daß an den Chronisten 
die melancholische Pflicht heranträte, über eine aus dem Ministerfauteuil „gefallene Größe“
	        
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