Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

Dem parlamentarischen Lärm entsprach der in der Burgstraße und in der 
Presse. Maybach berichtigte sich selbst in der Sitzung des folgenden Tages 
dahin, daß er sagte, er habe nicht die Börse an sich als einen Giftbaum be— 
zeichnen wollen. 1) 
Am 3. Januar und 1. Februar 1879 2) betonte Bismarck dem Minister May- 
bach und dessen Kollegen Hofmann und Friedenthal gegenüber die Notwendigkeit 
einer reichsgesetzlichen Regelung des Eisenbahntarifwesens. Der bald darauf 
(7. Februar 1879) von Bismarck an den Bundesrat gerichtete Antrag, betreffend 
die Ausarbeitung eines Gesetzes zur Regelung des Gütertarifwesens auf den 
deutschen Bahnen, 3) rührt jedoch nicht von Maybach her. Den Entwurf zu 
diesen Schreiben lieferte Bismarck ein Geheimer Rat aus dem Reichs-Postamt. 
Maybach war die ganze Initiative völlig unbekannt, und er erfuhr von der 
Vorlage erst, als sie als Bundesrats-Drucksache auf seinen Arbeitstisch gelegt 
wurde. Er war eine Zeitlang zweifelhaft, ob er nicht deshalb sofort um seinen 
Abschied einkommen solle. Der Antrag ist bekanntlich vollständig im Sande 
verlaufen. 
Demnächst erbat sich Bismarck noch die Mitwirkung Maybachs bei Be- 
kämpfung der Differenzialtarife,") bei Regulirung des Eisenbahnfrachtsatzes für 
gedörrte Cichorien und für Düngsalze aus Staßfurt, ) in Sachen des Nord- 
Ostsee-Kanals 6) und über das Postulat der Bergarbeiter auf Feststellung eines 
Normalarbeitstages.?) 
1) Vgl. die Broschüre: „Unsere Minister“ S. 222 u. ff. In der Nr. 528 vom 4. Dez. 1879 
bemerkte die „Nordd. Allg. Ztg.“: Es ist interessant, zu beobachten, welchen Wiederhall die 
Aeußerung des Ministers Maybach über den Giftbaum der Börse im Lande findet. Je 
größer der Lärm in Börsenkreisen ist, desto lauter und zahlreicher werden die Stimmen, 
welche sich unbedingt auf die Seite des Ministers stellen. Bezeichnend für die Ungeschick- 
lichkeit derjenigen, die sich durch jene Aeußerung getroffen fühlen, ist es, daß sie immer 
wieder auf dieselbe zurückkommen und dadurch selbst dafür sorgen, daß sie nicht in Ver- 
gessenheit gerät. Das Wort bürgert sich gerade durch dieses Verfahren erst bei der 
Bevölkerung ein und findet in allen Schichten des Landes, wohin es durch die fortgesetzten 
Angriffe gegen den Minister getragen wird, eine bleibende Stätte. Im Interesse des 
Ministers und aller, welche von der tiefen Wahrheit seines Ausspruchs durchdrungen sind, 
dürfte es liegen, daß letzterer möglichst lange im Fluge erhalten wird. Den Gegnern 
kann man deshalb nur Hafür dankbar sein, daß sie zu diesem Zwecke so rüstig mitarbeiten. 
2) Vgl. meine „Aktenstücke zur Wirtschaftspolitik des Fürsten Bismarck,“ Bd. I. 
S. 299 und 302. 
3) Auszugsweise abgedruckt in meinem Werke: „Fürst Bismarck als Volkswirt“, 
Bd. I. S. 185. 
4) Schreiben Bismarcks vom 23. Sept. 1880 und 29. Dez. 1881 in meinen „Akten- 
stücken zur Wirtschaftspolitik des Fürsten Bismarck“, Bd. II. S. 9 und 86. 
5) Schreiben Bismarcks vom 8. Mai 1881 a. a. O. S. 56 und 8. Januar 1885 in 
„Fürst Bismarck als Volkswirt“, Bd. III. S. 13. 
6) Schreiben Bismarcks vom 13. Dez. 1881: Aktenstücke, Bd. II. S. 84. 
7) Schreiben Bismarcks vom 8. Jan. 1882: a. a. O. S. 95.
	        
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