Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Preußen, vertreten durch den Minister des Innern Grafen Botho Eulen- 
burg und durch den Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Friedberg, sprach 
sich dawider aus. Zur großen Ueberraschung Kastners traten dagegen die 
Königreiche Sachsen und Württemberg für das Amendement ein, und bei der 
Schlußabstimmung wurde der bayerische Antrag mit Mehrheit zum Beschluß 
erhoben. Preußen war im Ausschusse überstimmt worden. Als das Abstimmungs- 
resultat feststand, erklärte der Minister Eulenburg: „Auf diese Wendung waren 
wir nicht vorbereitet“, und er stellte den Antrag, in der Beratung nicht weiter 
fortzufahren, vielmehr die Ausschußsitzung zu vertagen. 
Der Schlüssel zu dem Erfolge Kastners lag in folgendem: Bismarck 
hatte sich, anscheinend aus Gastein, mit der bayerischen Regierung über die 
anderweitige Gestaltung der Beschwerde-Instanz geeinigt und gleichzeitig mit 
Sachsen und Württemberg, denn die Bevollmächtigten zum Bundesrat dieser 
Königreiche hatten kurz vor der betreffenden Ausschußsitzung aus Dresden 
respektive Stuttgart die telegraphische Weisung erhalten, für den von Bayern 
in der folgenden Ausschußsitzung gestellten Antrag — dessen Inhalt sie noch 
gar nicht kannten — zu stimmen. Preußen aber war, anscheinend infolge 
eines Versehens, von der Wendung der Dinge nicht in Kenntnis gesetzt worden 
und infolge dessen gezwungen, nachträglich im Staatsministerium zu dem Kast- 
nerschen Antrag Stellung zu nehmen. 
3. Königreich Sachsen. 
Staatsminister und Minister der auswärtigen Angelegenheiten 
v. Nostitz Wallwitz) 
(geboren 30. März 1826). 
Als stimmführender Bevollmächtigter für das Königreich Sachsen nahm 
Herr v. Nostitz Wallwitz namentlich bei der Vorberatung des Sozialistengesetzes 
und in den ersten Stadien der Arbeitergesetzgebung an den Sitzungen des 
Bundesrats öfter teil. Aus diesen Anlässen hat er auch wiederholt in dem 
gastfreien Hause Bismarcks verkehrt. 
1) Hermann v. Nostitz Wallwitz, geboren in Oschatz. Besuch der Fürstenschule in 
Meißen, Studium der Rechte an der Universität Leipzig. 1851—1857 Landesbestellter der 
sächsischen Oberlausitz, 1857—1862 Amtshauptmann in Löbau-Bautzen, 1862—1866 Kreis- 
direktor daselbst, seit 1866 Minister des Innern, seit 1874 Mitglied des Reichstags, über- 
nahm nach Friesens Rücktritt bis 1882 auch die auswärtigen Angelegenheiten; 1. Februar 
1891 Rücktritt aus dem Staatsdienst unter Beibehaltung des Ministeriums des Königlichen 
Hauses. Vgl. „Fünfundzwanzig Jahre sächsische Verfassungs= und Verwaltungsgeschichte. 
Zur Erinnerung an den Staatsminister H. v. Nostitz“. Leipzig, 1891. Derselbe ist ein 
Bruder des Bd. II. S. 141 genannten sächsischen Gesandten in Berlin.
	        
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