Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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4. Württemberg. 
Ober-Steuerrat v. Mosert) 
(geboren 20. Juni 1840) 
war von 1875 bis 1879 nur stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat 
und hat in dieser Eigenschaft nur selten Gelegenheit gehabt, mit dem Fürsten 
Bismarck in Berührung zu kommen. Doch hat ihm derselbe einmal insofern 
eine besondere Auszeichnung zu teil werden lassen, als er ihn, bald nachdem 
die Tabak-Enquêtekommission ihren Bericht abgeschlossen hatte, ganz allein zum 
Familiendiner einlud. Es war dies im Monat Januar 1879; der Tag läßt 
sich nicht mehr genau angeben. :2) Bei diesem Anlasse drehte sich die Unter- 
haltung hauptsächlich um die Frage des Tabakmonopols, über das Moser in 
jener Kommission berichtet und einen Gesetzentwurf mit Motiven ausgearbeitet 
hatte. Der Fürst zollte dieser Arbeit, die er genau studirt hatte, was aus 
vielfachen Bleistiftbemerkungen auf der Drucksache zu ersehen war, in einer für 
Moser sehr schmeichelhaften Weise warme Anerkennung und sprach sich sehr 
ungehalten darüber aus, daß das Tabakmonopol von der Kommission (mit 8 
gegen 3 Stimmen) abgelehnt worden war. Mit vollem Recht schrieb er diesen 
Mißerfolg hauptsächlich dem Umstande zu, daß die Kommission in ihrer über- 
  
  
1) Karl Friedrich Rudolf v. Moser, geboren in Stuttgart. Besuch des Gymnasiums 
in Stuttgart, Studium der Staats= und Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen. 
Nach dem Bestehen der Verwaltungsprüfungen längere Studienreise nach Belgien, Frankreich 
und England. Im Jahre 1867 zum Mitglied der württembergischen Kommission für die 
Weltausstellung in Paris bestellt. Nach vorübergehender Verwendung im äußeren Dienste 
der Zoll= und Steuerverwaltung erfolgte im Jahre 1868 die Ernennung zum Mitglied des 
Steuerkollegiums (Zoll= und Steuerdirektivbehörde) und im Jahre 1875 die Ernennung zum 
Ober-Steuerrat. Am 7. Oktober 1875 zum stellvertretenden Bundesratsbevollmächtigten 
ernannt. Vorzugsweise thätig in den Bundesratsausschüssen für Zoll= und Steuerwesen und 
für Rechnungswesen. Im Jahre 1878 als Vertreter Württembergs bei der Reichskommission 
für die Tabak-Enquête bestellt; in dieser Eigenschaft zum Referenten für das Tabakmonopol 
gewählt; Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs samt Motiven, betreffend die Einführung des 
Tabakmonopols in Deutschland. Auf besonderen Wunsch des Fürsten Bismarck mit der 
Vertretung eines Teils der Zolltarifreform von 1879 im Reichstag beauftragt. Im Herbst 
1879 aus dem Bundesrat ausgeschieden. Am 17. November 1879 zum Ober-Finanzrat und 
vortragenden Rat im Finanzministerium ernannt. Am 12. April 1882 von neuem zum 
stellvertretenden Mitglied des Bundesrats ernannt. Am 27. Oktober 1882 zum außerordent- 
lichen Mitglied der Königlichen Zentralstelle für die Landwirtschaft bestellt. Am 11. Sep- 
tember 1885 erfolgte die Ernennung zum Ministerialdirektor im Finanzministerium. Am 
11. Februar 1890 zum Königlichen Gesandten in Berlin mit Titel und Rang eines Staats- 
rats, sowie gleichzeitig zum wirklichen Bevollmächtigten zum Bundesrat ernannt. Am 
19. Februar 1894 auf Ansuchen in den Ruhestand versetzt und damit aus dem Bundesrat 
wieder ausgeschieden. 
2) In Kohls Bismarck-Regesten unerwähnt.
	        
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