Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Maybach nahm unter den Ministern eine besondere Stelle ein. Die That- 
sache steht fest, daß Bismarck keinen der andern Ministerkollegen mit der aus- 
gewählten Rücksicht behandelte, wie Maybach. Der Kanzler schätzte ihn ohne 
Zweifel wegen seiner hervorragenden Kenntnisse und wegen der musterhaften Leitung 
des Ressorts. Wer aber annimmt,. Bismarck habe bezüglich dieses Ressorts 
weniger Münsche als hinsichtlich der übrigen, demnach weniger Anlaß gehabt, 
hineinzuregieren, irrt sich. Gleichwohl legte sich derselbe Maybach gegenüber 
eine besondere Zurückhaltung auf, er milderte den Ton der an ihn gerichteten 
Schreiben und hielt mit Gegenvorstellungen zurück. Durchdrungen von dem 
Grundsatz vestigia terrent und im Bewußtsein seiner Unentbehrlichkeit mag 
Maybach eine erste Zumutung mit einer Empfindlichkeit zurückgewiesen haben, 
die den Kanzler zur Einsicht brachte, hier stehe er einer Persönlichkeit gegenüber, 
die eine Behandlung für sich verlange. Es faßte übrigens nicht bloß Bismarck 
Maybach, sondern auch umgekehrt der Minister den Kanzler mit besonders zarten 
Händen an. Alle Schreiben Maybachs an Bismarck sind mit der größten Vor- 
sicht abgefaßt; ich habe Angaben von Geheimen Räten aus seinem Ministerium 
gesehen, die Maybach zuerst mit seiner kleinen Schrift vollständig durchkorrigirte, 
wovon er dann ein Reinkonzept hatte fertigen lassen, das er nachträglich sozu- 
sagen noch einmal vollständig umwerfen zu müssen glaubte. So sehr überlegte 
er jedes Wort, das nach oben ging. Es hatte den Anschein, als wollte er 
den Fürsten um keinen Preis je in die Lage bringen, an seinen Vorlagen einen 
schwachen Punkt zu entdecken. 
So kam es, daß das beiderseitige Verhältnis stets ein ungetrübtes war; 
die guten Beziehungen fanden auch ihren Ausdruck in mehrfachen Besuchen, die 
Maybach in Varzin 1) und Friedrichsruh?:) und in Kissingen 3) machte. In 
Berlin machte es sich Maybach zum Grundsatz, die geschäftlichen Angelegenheiten 
mit Bismarck so viel als möglich auf schriftlichem Wege zum Austrag zu bringen.“) 
Bismarck selbst hatte einmal zu ihm gesagt: „Suche den Fürsten nur auf, wenn 
einen bureaukratischen Charakter in stärkerem Maße trage, als derselbe sich bei einem so 
riesenhaften Unternehmen, wie unser Staatsbahnsystem ist, ganz naturgemäß herausstellt. 
Wir sind ja mit vielem, was Herr v. Maybach thut, nicht einverstanden und werden uns 
freie Hand zur Kritik von Fall zu Fall vorbehalten. Im großen und ganzen halten wir 
es aber für unwahrscheinlich, daß, solange ein zentralisirtes Staatsbahnsystem besteht, wir 
einen Eisenbahnminister bekommen werden, der zur Unzufriedenheit weniger Veranlassung 
gibt.“ Wir befinden uns in der ungewohnten, aber deswegen keineswegs unangenehmen 
Lage, uns auch einmal mit einem Artikel der „Freis. Ztg.“ vollständig einverstanden 
erklären zu können. Es erscheint auch uns ungereimt, einen Nachfolger für Herrn v. Maybach 
zu verlangen, der in dem von ihm beherrschten Ressort unanfechtbare Beweise von Tüchtigkeit, 
Sachverständnis und Energie gegeben hat. 
1) August 1876. 
2) 28. bis 30. Dezember 1878, 22. und 23. November 1883. 
3) 14. August 1880. 
4) 21. Juni 1879 Konferenz Bismarcks mit Maybach.
	        
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