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als preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrat berufen. Wenige Monate
darauf erfolgten im Abgeordnetenhause die bekannten Anschuldigungen gegen
den ersten vortragenden Rat im Staatsministerium, den Wirklichen Geheimen
Ober-Regierungsrat Wagener, welche dessen Rücktritt aus dem Staatsdienst zur
Folge hatten. Etwa zu gleicher Zeit nahm der Handelsminister Graf v. Itzenplitz
seinen Abschied, und von dem Fürsten Bismarck ging das Präsidium im Staats-
ministerium auf den Kriegsminister Grafen Roon über. Nach Aufforderung
seitens des letzteren übernahm Dr. Jacobi schon im Juli 1873 nebenamtlich
einen Teil der Geschäfte Wageners, und am 17. September wurde er
definitiv zu dessen Nachfolger ernannt. Der baldige Wiedereintritt des Fürsten
Bismarck in die Stellung des Ministerpräsidenten bedingte, daß Jacobi nunmehr
dem Fürsten direkt, wenn auch nicht für lange Zeit, unterstellt war. Als Rat
im Staatsministerium hatte Jacobi öfter Vortrag bei Bismarck, und zwar meist
des Abends. So empfing er denselben einmal, um einen Vortrag über den
Kurfürstendamm entgegen zu nehmen. Der Vortragende war aber bald Bismarck,
der dem Rate ein Bild von der Behandlung derartiger Anlagen machte, die er in
Paris, Petersburg und London beobachtet hatte. Als Bismarck lange erzählt,
ohne direkt zu sagen, in welchem Sinne er sein Votum gestellt haben wollte,
endete er: „Ich bin jetzt müde, legen Sie mir ein Votum vor, das ich morgen
unterzeichnen werde."“
Nach dem Tode des schon genannten Ministerialdirektors Moser wünschte
der damalige Handelsminister Dr. Achenbach die Rückkehr des Dr. Jacobi in
das Handelsministerium. Am 11. Mai 1874 wurde derselbe zum Nachfolger
Mosers berufen. 1877 wurde er zugleich der erste Vorsitzende des im Reiche
neu errichteten Patentamts, — auch in Preußen hatte er bis dahin die
Patentangelegenheiten zu leiten gehabt und war bei dem Zustandekommen des
Reichs-Patentgesetzes wesentlich beteiligt gewesen. Aus der Handels= und Ge-
werbeabteilung des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten
wurde im Jahre 1879 ein selbständiges Ministerium gebildet und ging dessen
Leitung von dem damaligen Minister Maybach auf den Minister Hofmann über,
der zugleich Präsident des Reichskanzler-Amts war. Die dadurch hergestellte
Personalverbindung erfolgte aus sachlich politischen Rücksichten. Da aber der
neue Chef des Handelsministeriums sich wegen der Aufgaben, welche ihm im
Reiche oblagen, den laufenden Geschäften nicht in dem Maße eingehend widmen
konnte, als wenn er nur das preußische Ministerium zu leiten gehabt hätte, lag
dem bisherigen Direktor des letzteren die Vertretung und Geschäftsführung in
ausgedehnterem Maße ob, als es sonst der Fall zu sein pflegt. Um dies auch
äußerlich zum Ausdruck zu bringen, wurde dem bisherigen Direktor Jacobi am
10. Oktober 1879 der Charakter eines Unterstaatssekretärs beigelegt. Als der
Staatsminister Hofmann aus seinen bisherigen amtlichen Stellen ausschied und
in den Dienst der Reichslande überging, übernahm Fürst Bismarck selbst, zunächst