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beschleunigt wurde, denn er legte „hohen Wert auf sein Verbleiben“. 1) In der
Sitzung des Reichstags vom 23. Februar 1878 stellte er Camphausen noch ein
so glänzendes Zeugnis aus, daß letzterem die Dankesthränen in die Augen
traten.2)
Er schätzte an ihm die „Sachkunde, die Charakterfestigkeit, die Entschieden-
heit und die Wahrnehmung seines Regierungsberufs, seiner gouvernementalen
Stellung“.3)
1) Rede Bismarcks im Abgeordnetenhause vom 23. März 1878 (Kohl, Bismarckreden
Bd. VII. S. 222 u. 231). In den „Hamb. Nachr.“ Nr. 196 v. 18. 8. 92 lesen wir an erster Stelle:
Die „Germania“ behauptet, daß Camphausen durch „öffentliche Angriffe Bismarcks“ zum
Abgange gezwungen worden sei. Das ist vollständig unwahr. Dieser Abgang fand viel-
mehr statt wegen der öffentlichen Angriffe, die im Parlamente gegen Camphausen erfolgten
und die er selbst als „Abschlachtung“ bezeichnete.
2) Die „Union“ Nr. 53 v. 3. 3. 78 schrieb in einem „Ein weinender Minister“
überschriebenen Artikel: „In unseren und anderen Parlamenten gehören Thränen zur
Seltenheit, außer denen, welche die stürmische Heiterkeit" vergießt. Die Gesetze werden
meist unter vielem Lachen gemacht, und geht es zuweilen auch noch so ernst her, es fehlt
selten der Schalk, der die Stimmung, wenn sie wirklich einmal gedrückt wird, nicht schließlich
durch ein bon mot in allgemeine Heiterkeit auflöste. Wunderbar ist, daß — mein Ge-
dächtnis reicht in Bezug auf das parlamentarische Treiben an den beiden Enden der
Leipzigerstraße ziemlich weit zurück — im Gegensatze zu der Ausgelassenheit der Landes-
resp. Reichsboten ernste Thränen bisher nur am Ministertisch geflossen sind. Ich erinnere
mich mehrerer Fälle, und es war immer ein Finanzminister, der weinte. Das that z. B. Herr
von der Heydt einmal, als er nämlich — es handelte sich, wenn ich nicht irre, im Jahre
1868 um die Auseinandersetzung der annektirten Stadt Frankfurt mit dem Staate in Bezug
auf die Vermögensverhältnisse — die Nachricht in das Abgeordnetenhaus brachte, der König
habe, um dem Streit zwischen der Landesvertretung und der Regierung ein Ende zu
machen, sich huldvollst entschlossen, die Summe, um die der Streit sich drehte, (700 000 Thaler)
aus der Privatschatulle zu zahlen. Wenn Herr von der Heydt bei dieser Mitteilung sich
die feuchten Augen wischte, so war das sicher ein Zeichen eines tiefen und weichen Gemüts.
Immerhin fiel der Kontrast auf zwischen dem weinenden Ratgeber der Krone und der Er-
scheinung, die sonst der Finanzminister bot, dieser trockene Geschäftsmann, dieser echte Sohn
einer Kaufmannsfamilie, der, ohne höhere Ideen, ohne große allgemeine Prinzipien, mehr
nach jedesmaligen Zweckmäßigkeitsgründen handelte und dem es überall nur auf ein gutes
Profitchen für den Staat ankam. Eben dieser Herr von der Heydt weinte aus wirklicher
Rührung. Sein Nachfolger hat aus anderen Gründen nasse Augenwimpern gehabt.“
3) Ein liberales Blatt, die „Danziger Ztg.“, schrieb in einem diesem Staatsmann
gewidmeten Nachruf: „Mit seinem Freunde Delbrück teilte er dieselben finanzpolitischen
Grundsätze, beide wirkten gemeinsam, als Fürst Bismarck sie in Bahnen zu drängen suchte,
die ihren grundsätzlichen Anschauungen zuwider waren. Als Delbrück sah, daß er im Amte
seine Selbständigkeit nicht bewahren konnte, trat er zurück; Camphausen blieb, nicht weil
er am Amte hing, sondern er wollte auch in schwerer Zeit auf seinem Posten verharren,
um das von ihm als richtig Erkannte gegen die neue Strömung zu schützen. Er konnte
sich jedoch der Einwirkung der großen Persönlichkeit des Fürsten Bismarck nicht entziehen, er
machte dessen Ansichten einzelne Konzessionen, vielleicht um noch Schlimmeres zu verhüten.
Durch diese Konzessionen hat er aber einen großen Teil seiner alten Freunde und Verehrer
wenigstens gleichgiltig gegen sich gemacht, und sein wenig entgegenkommendes Wesen, das