Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Maß auch einer starken Ministerbelastung erheblich hinausging. Aber wer denkt 
daran heute noch? 
Sein Rücktritt wurde, wie schon erwähnt, von den übrigen Ministern sehr 
schmerzlich empfunden. Kurz bevor sein Entlassungsgesuch genehmigt wurde, 
fragte mich der damalige Justizminister Dr. Friedberg nach der Stimmung 
des Grafen Stolberg und fügte hinzu, sämtliche Minister legten den größten 
Wert darauf, daß er bleibe. Sie hätten ihm das auch gesagt: Solange er an 
ihrer Spitze stehe, decke die Flagge seiner vornehmen Persönlichleit das Schiff 
des jetzigen Ministeriums, während, wenn er gehe, alles aus einander zu 
laufen drohe. 
Graf Stolberg hat seinem Kaiser und dem Lande und sicherlich auch dem 
Fürsten Bismarck durch seine aufopferungsvolle Wirksamkeit als Stellvertreter 
des Reichskanzlers und als Vizepräsident des Staatsministeriums zweifellos sehr 
wertvolle Dienste geleistet. Er war eine äußerlich und innerlich wahrhaft vor- 
nehme Persönlichkeit, ein Gentleman durch und durch, dabei fleißig, 
gewissenhaft und pflichttreu bis zur völligen Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst. 
Reich begabt, mit schneller und sicherer Auffassung ausgerüstet, wußte er die 
Geschäfte mit klarem und nüchternem Verstande zu durchdringen und sehr 
gewandt zu bewältigen. Daß alle diese trefflichen Eigenschaften ihm in seiner 
Stellung als Oberpräsident von Hannover noch größere Erfolge verschafft haben 
als in der von vornherein weitaus heikleren Stellung eines Stellvertreters des 
Reichskanzlers und eines Vizepräsidenten des Staatsministeriums, lag nicht an 
ihm, sondern an den Verhältnissen seiner Berliner Stellung, deren Schwierig— 
keiten er vollkommen erkannte und bewußt mit voller Selbstverleugnung auf 
sich nahm. 
Das ist alles, was ich Ihnen über den von mir überaus hochverehrten 
verewigten Fürsten Otto zu Stolberg bei der mir so karg zugemessenen Zeit 
etwa zu sagen wüßte.“ 
Von einer dem verstorbenen Fürsten Stolberg sehr nahestehenden Seite, 
welche Einblick in dessen litterarischen Nachlaß hatte, sind mir endlich noch 
folgende Bemerkungen über denselben zugegangen: 
Als Programm bei der Wahl zum konstituirenden Norddeutschen Reichstage 
als konservativer Kandidat des Wahlkreises Halberstadt-Oschersleben-Wernigerode 
stellte Stolberg die Unterstützung der Regierung in ihren Bestrebungen einer 
Einigung und Konsolidirung Norddeutschlands als Grundlage für eine künftige 
Einigung ganz Deutschlands auf. Die im September 1867 erfolgte Ernennung 
zum Oberpräsidenten der Provinz Hannover wurde im Lande gut aufgenommen, 
und man brachte ihm ein gewisses Vertrauen entgegen, hauptsächlich wohl, weil 
man sich vor einem preußischen Bureaukraten gefürchtet hatte. Anfänglich war die 
Arbeitslast enorm, da er sich aus allen drei Abteilungen der Ziviladministration
	        
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