Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Entschlüsse weder im Angriff noch in der Verteidigung geeignet. Als Mensch 
stand er höher als der Durchschnitt der Geheimräte. 
2. Bayern. 
Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister 
v. Rudhartt) 
(geboren 12. November 1833). 
Herr v. Rudhart galt, als er nach Berlin kam, als ein Mann, der wegen 
seiner guten deutschen Gesinnung entschieden Bismarck willkommener war als 
sein Vorgänger Freiherr v. Perglas. Rudhart brachte für seine Stellung 
auch bessere Vorbedingungen mit; er gehörte zwar einer nicht so alten adeligen 
Familie an wie sein Vorgänger, dafür hatte er aber mehr gelernt und er stand 
den gesetzgeberischen Arbeiten, die im Bundesrat an ihn herantraten, entschieden 
näher. Außerdem war er eine äußerst liebenswürdige Persönlichkeit und ideal 
angelegte Natur. Einen Einfluß vermochte er im Bundesrat allerdings nicht zu 
gewinnen; dazu fehlte ihm die Anlage und auch jeder Einfluß zu Hause. Er 
1) Gideon v. Rudhart, geboren zu Passau, katholischer Konfession, Sohn eines Staats- 
rats und Regierungspräsidenten, bestand im Jahre 1857 die zweite (praktische) Prüfung 
für den höheren Justiz= und Verwaltungsdienst, war seit 19. November 1859 Aecessist beia 
der Königl. Regierung, Kammer des Innern, von Schwaben und Neuburg, wurde am 
2. Juni 1861 als Ministerialaccessist in das Königl. Staatsministerium des Königl. Hauses 
und des Aeußern einberufen, am 20. Dez. 1865 zum Ministerialsekretär und am 30. Dez. 
1867 zum Geheimen Sekretär in diesem Ministerium ernannt, am 27. Jan. 1869 als 
Sekretär an die Königl. Gesandtschaft in Paris abgeordnet und am 11. Aug. 1869 unter 
Verbleib in dieser Verwendung zum Legationsrat befördert, am 7. Juli 1871 zum Königl. 
Geschäftsträger bei der französischen Republik und am 5. Jan. 1872 zugleich zum Ge- 
schäftsträger bei der Königl. belgischen Regierung ernannt, hat am 26. Nov. 1874 den 
Titel und Rang eines Königl. Geheimen Legationsrats II. Klasse verliehen erhalten, wurde- 
durch Allerhöchstes Signat vom 31. Juli 1877 unter Beförderung zum Geheimen Le- 
gationsrat I. Klasse vom 1. Sept. 1877 an auf den Posten eines außerordentlichen Gesandten 
und bevollmächtigten Ministers am Königl. preußischen Hofe in Berlin berufen, wurde- 
durch Allerhöchstes Signat vom 2. Nov. 1880 seinem Ansuchen entsprechend von dem Posten 
in Berlin abberufen und vom 16. Nov. 1880 an auf den Posten eines außerordentlichen 
Gesandten und bevollmächtigten Ministers am Kaiserl. russischen Hofe in St. Petersburg 
berufen, am 16. März 1883 wegen Krankheit von dort abberufen und in den zeitlichen 
Ruhestand auf die Dauer von sechs Monaten versetzt, durch Allerhöchstes Signat vom 
29. Sept. 1883 ab auf den Posten eines außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten 
Ministers am Königl. sächsischen Hof berufen und durch Allerhöchstes Signat vom 15. Nov. 
1887 von dort abberufen und wegen Krankheit und dadurch bewirkter Funktionsunfähigkeit 
in den bleibenden Ruhestand versetzt und „in wohlgefälliger Anerkennung seiner vieljährigen, 
mit vollster Hingabe und Treue geleisteten Dienste“ mit dem Großkomthurkreuz des Verdienst- 
ordens vom heil. Michael beliehen.
	        
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