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3. Königreich Sachsen.
Geheimer Finanzrat Zenkerl)
(geb. 27. März 1829, gest. 1886)
kam nach Berlin, als gerade die Zoll= und Steuerreform in Gang kam, und
hat vom Herbst 1877 bis zum Sommer 1880 seine Kräfte diesen Arbeiten
gewidmet, vielleicht in zu intensivem Maße, denn er kam krank nach Dresden
zurück und hat seine frühere Gesundheit nie wieder zu erlangen vermocht.
Zenker war im Bundesrat nicht am Platz. Nicht daß demselben die Eigen-
schaften gefehlt hätten, welche ihn für den innern Dienst zu einer Zierde der
Beamtenwelt machten; was ihm aber vollständig abging, das war die Gabe
der Rede. Geheimrat Zenker war nicht im stande, im Reichstag aufzutreten;
ja, in dem Maße fehlte ihm die Beherrschung der Sprache, daß er in der
von Varnbüler geleiteten Zolltarif-Kommission seine Vorträge durch einen mit-
gebrachten Sekretär erstatten ließ. Bismarck kannte Zenker von seinen parla-
mentarischen Soiréen, und es war ihm auch die eigentümliche Art mitgeteilt
worden, in welcher er sich seiner Referate in der Zolltarif-Kommission entledigte.
Ueber die wirtschaftliche Richtung des Geheimrats Zenker hatte sich Bismarck
nicht zu beklagen. Er war, wie die sächsische Regierung, schutzzöllnerisch gesinnt.
4. Sachsen-Coburg-Gotba.
Staatsminister Freiherr v. Seebach.
(Vgl. oben S. 282).
Aus dem politischen Schriftwechsel des Ministers mit seiner Tochter.
Friedrichroda, den 18. Oktober 1877.
An Frau Wanda v. Koethe.
„Daß ich mich mit meiner Berliner Reise nicht übereilt habe, ist mir sehr
angenehm. Man hat wieder einmal den Bundesrat zusammengerufen, ohne
Arbeitsstoff für ihn bereit zu haben; ich dachte es mir schon, als ich las, daß
1) Julius Zenker, in Dresden geboren, studirte nach Absolvirung des Gymnasiums
zum hl. Kreuz daselbst von 1848 bis 1852 in Göttingen und Leipzig. 1853 Eintritt in
den Steuerdienst, 1857 Oberkontrolleur beim Hauptsteueramt Dresden, 1859 Obergrenz-
kontrolleur in Königstein, 1860 Obersteuerkontrolleur in Waldheim, 1862 Referendar in der
Zoll= und Steuerdirektion, 1864 Sekretär derselben Behörde, 1865 Zollrat, 1866 Ober-
Zollrat, 1871 Hilfsarbeiter im Finanzministerium mit dem Titel Finanzrat, 1874 Geheimer
Finanzrat und als solcher 1877 als stellvertretendes Mitglied zum Bundesrat gesandt, bis
er 1880 Zoll= und Steuerdirektor und kurz vorher wegen Kränklichkeit in Berlin von dem
Geh. Finanzrat Goltz abgelöst wurde.