— 474 —
Legationssekretär fungirte, und in den Jahren 1860 bis 1862, wo er als
Königlich sächsischer Ministerresident in St. Petersburg beglaubigt war. Fürst
Bismarck hatte gegen ihn immer ein freundliches Wohlwollen gezeigt. Als
Könneritz nach dem Friedensschluß Ende 1866 als Gesandter nach Berlin kam,
empfing ihn Bismarck in liebenswürdiger Weise als alten Bekannten, und ebenso
wurde er von Seiner Majestät dem König Wilhelm sehr gnädig aufgenommen.
Es waltete unverkennbar der Wunsch vor, das eben Vergangene in Vergessen—
heit zu bringen und in die neugeschaffene politische Lage mit rücksichtsvollem
Entgegenkommen einzutreten. Auch in Dresden hatte man den lebhaften Wunsch,
sich in die neuen Verhältnisse zu fügen und die unumgänglichen „Opfer“ ohne
Hintergedanken zu bringen.
So gestalteten sich auch seine amtlichen und persönlichen Beziehungen zu
der preußischen Regierung ganz befriedigend. Die zur Ausführung des
geschlossenen Friedens erforderlichen Maßnahmen nahmen einen raschen und
glücklichen Verlauf. Die preußisch-sächsische Militärkonvention wurde nach nicht
allzulangen Verhandlungen abgeschlossen, und Sachsen zeigte sich als ein Glied
des Norddeutschen Bundes, welches thätigen Anteil an dessen Schöpfung und
Weiterentwicklung nahm, gewiß aber nicht darauf ausging, Schwierigkeiten zu
bereiten. Hatte vielleicht beim Fürsten Bismarck der Gedanke auftauchen können,
daß man von Wien aus, wo inzwischen Freiherr v. Beust zu einer ein-
flußreichen Stellung gelangt war, versuchen würde, Sachsen zu bestimmen, in
dem neugeschaffenen Bundesverhältnis eine widerwillige und unzuverlässige Rolle
zu spielen, so wurde sehr bald klar, daß man sich in Dresden auf solche Dinge
nicht einließ. Der edle und loyale Charakter des Königs Johann, wie die
ganze Haltung des Staatsministers v. Friesen ließen an der Aufrichtigkeit und
der Bündnistreue der sächsischen Regierung keinen Zweifel aufkommen.
Die Besuche König Wilhelms in den Jahren 1867 und 1872 in Dresden
ermangelten auch nicht, diesen guten Beziehungen nach außen einen bestimmten
Ausdruck zu verleihen.