Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Berlin, den 25. November 1870. 
„Bis mittags 2½ Uhr hatte ich heute über das Ergebnis der gestrigen 
Verhandlungen zu berichten. Von den Besuchern ward nur Gneist angenommen, 
bei dem ich nächsten Montag mit dem Präsidenten des Reichstags, Simson, zu 
Tische sein werde. Um 3 Uhr hatte ich einer Sitzung im Bundeskanzler-Amt 
anzuwohnen. Von da fuhr ich zu einem Diner, das der amerikanische Gesandte 
Bancroft mir zu Ehren gab. Es waren geladen: der Botschafter v. Werthern 
(bis 19. Juli d. J. in Paris), Präsident Simson, Oberstkammerherr Graf Redern, 
die württembergischen Minister v. Mittnacht und v. Succow, Graf Münster aus 
Hannover, der dänische Gesandte Graf Ouaade, der ehemalige amerikanische 
Gesandte in Paris (zur Zeit des mexikanischen Krieges), Unterstaatssekretär 
v. Savigny, Professor Gneist und ein amerikanischer Offizier, den ich in 
Versailles getroffen. 
„Das Diner war ausgezeichnet, die Weine vortrefflich, die Unterhaltung 
lebhaft und angenehm. Von hier fuhr ich um halb 8 Uhr mit den württem- 
bergischen Ministern ins Bundeskanzler-Amt, wo der Vertrag über den 
Eintritt Württembergs in den Deutschen Bund unterzeichnet 
wurde." 
* 
Berlin, den 27. November 1870. 
„Der heutige Kladderadatsch“ hechelt den Kultusminister v. Mühler sehr 
gut und amüsant durch; doch noch regiert er und sind die hiesigen Läden den 
ganzen Sonntag geschlossen, was mich sehr störte, da ich eben eine Stunde 
Zeit hatte, mich umzusehen.“ 
* 
Berlin, den 28. November 1870. 
„Heute erschien der Vertrag mit Bayern gedruckt; er wird wohl nicht 
gerade so hingenommen werden wie diejenigen mit den anderen süddeutschen 
Staaten — es wird Anstände geben, ich selbst möchte, wenn wir darum gefragt 
werden, ihm in seiner jetzigen Gestalt nicht zustimmen.“ 
* 
Berlin, den 2. Dezember 1870. 
„Bei Antritt meiner Reise hieher dachte niemand an eine Dauer von über 
acht Tagen. Auch der Reichstag dachte in längstens acht Tagen mit seiner 
Arbeit fertig zu sein. Leider dauert es, wie in Versailles, so auch hier, länger, 
als irgend jemand erwartet hatte. Bei heutiger Anfrage im Bundeskanzler-Amt 
wurde gewünscht und für notwendig erklärt, daß ich jedenfalls bis nächsten 
Donnerstag, den 8. d. M., hier bleibe.
	        
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