Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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gemacht, daß dieser gefangen und beseitigt sei, daß das Volk den Frieden wolle, 
und fragte: „Dites-moi, à qui faites vous la guerre aujourd’hui? Ranke 
erwiderte: „Nous faisons la guerre à Louis quatorze“ (d. h. den Prinzipien 
dieses régime, welche Thiers und die Franzosen noch heute verehren und 
befolgen). Thiers soll von dieser Erwiderung betroffen gewesen sein."“ 
* 
Berlin, den 7. Dezember 1870. 
„Soeben erhalte ich die Entwürfe zu den Protokollen über den bayerischen 
Vertrag und erwarte auf morgen Einladung zur Unterzeichnung. Wenn irgend 
thunlich, reise ich dann morgen abend ab. 
„Jetzt komme ich von dem Diner des Staatsministers Delbrück, das derselbe 
im Petersburger Hofe gab. Es war ausgezeichnet gut und ich bringe das 
Menu mit. Das beste war, daß er uns auf morgen früh 10 Uhr zur Unter— 
zeichnung des bayerischen Vertrags einlud. Wir werden zugleich besprechen, ob 
wir morgen abreisen können.“ 
Berlin, den 8. Dezember 1870. 
„Wir haben den Vertrag mit Bayern heute unterzeichnet. Es sollen nun 
noch die Aenderungen der Bundesverfassung vorgenommen werden, welche die 
Annahme des Titels Kaiser und Reich veranlaßt, und die Notwendigkeit, die 
Verfassung in dieser neuen Gestalt zu genehmigen und zu unterzeichnen, hält 
uns noch bis morgen hier zurück. 
„Heute fand um 10 Uhr Konferenz statt, dann gab es einiges zu tele— 
graphieren und zu schreiben. 
„v. Roggenbach und Bamberger, welche ich in Versailles viel sah, trafen 
heute nach zwei= bis dreitägiger Reise hier ein. Sie glaubten, der Reichstag, 
der im besten Zuge mit Annahme der Verträge ist, brauche noch einige Nachhilfe. 
Der bayerische Vertrag ging heute in zweiter Lesung mit großer Mehrheit fast 
einstimmig durch.“ " 
Auch über seine Erlebnisse während des nächsten Aufenthalts in Berlin 
vom 19. Februar bis 31. März 1871 liegen Briefe des Staatsministers 
v. Freydorf an seine Gemahlin vor, denen ich nachstehende Stellen entnehme: 
Berlin, den 20. Februar 1871. 
„Der Rudolstädter Minister v. Bertrab, mit dem ich die Reise von Eisenach 
ab machte, war in übelster Stimmung; sein armes Land kann die Doppel-
	        
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