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besteuerung für Fürst und Kaiser nicht ertragen, und die Stände streichen der
Regierung des Ländchens, was von ihnen das Reich fordert.
„Der ersten Sitzung des Bundesrats des Deutschen Reichs um
2 Uhr wohnte ich mit Minister Jolly und Ministerialrat Eisenlohr bei. Ohne
Feierlichkeit, ohne besondere Begrüßung und Eröffnungsrede ging man sogleich
an die rein geschäftliche Behandlung der Vorlagen.
„Soeben trifft ein Telegramm des Großherzogs ein, infolge dessen Minister
Jolly noch heute abend über Karlsruhe zurück nach Versailles geht, der Friedens-
verhandlungen wegen. So sind wir hier nur noch zwei Bevollmächtigte und
werde ich viel zu thun haben."“
*
Berlin, den 21. Februar 1871.
„Ich bin sehr in Anspruch genommen. Heute war wieder Sitzung; dazu
die vielen Besuche, aktiv und passiv; heute machte ich deren gewiß dreißig.
Soeben komme ich vom Diner bei der Königin, zu dem fast der ganze Bundesrat
geladen war."“
Berlin, den 24. Februar 1871.
„Schon wieder ein Orden. Der König von Sachsen schickt mir soeben
„in Anerkennung meiner Verdienste um die Vereinigung Badens mit den
norddeutschen Staaten zu einem Deutschen Bunde das Grofkreuz seines
Verdienstordens."
Berlin, den 25. Februar 1871.
„Du frägst, warum nicht ich, sondern Jolly nach Versailles reiste? Wäre ich
in Karlsruhe und wäre Zeit zur Ueberlegung gewesen, so hätte ich wohl den
Weg nach Versailles nehmen und alles daran setzen müssen. So aber waren
wir in Berlin; die hiesigen Verhandlungen sind mein Geschäft, wie diejenigen
in Versailles; der Großherzog beorderte telegraphisch Jolly, und ich kann mich
nicht beschweren. Ich redete Jolly selbst zu, damit doch jemand von uns dort
sei; ich hätte, nachdem bei einem andern angefragt war, nicht hingehen mögen.
Ich legte zudem Wert darauf, mich von Anfang an in die hiesigen Angelegen-
heiten einzuarbeiten."
*
Berlin, den 27. Februar 1871.
„Soeben trat Staatsminister Delbrück bei mir ein und brachte das Friedens-
telegramm Bismarcks, das gestern abend 8 Uhr 25 Min. von Verseilles
abging.