Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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„Um 2 Uhr ist Sitzung des Bundesrats, um 5 Uhr Friedensdiner bei der 
Kaiserin-Königin. 
„Die Mitteilung der „LLandeszeitung“ ist albern und tendenziös; jeder Ein- 
sichtige weiß, daß Graf Bismarck nur Baden, nicht bestimmte Minister einladen 
kann und wird, daß er aus Bayern und Württemberg keine ganz besonderen 
Staatsmänner erbeten und gesandt erhalten hat, und daß die Sache wohl 
fertig war, als die süddeutschen Minister eingeladen wurden, jedenfalls als sie 
ankamen, so daß von einer Beratung derselben wohl nur formell die Rede 
war. Ich möchte Jolly nicht zu nahe treten, der allerdings gescheiter und 
fähiger ist als Graf Bray und v. Wächter aus Bayern und Mürttemberg.“ 
* 
Berlin, den 28. Februar 1871. 
„Beruhige Dich über Versailles. Ich habe hier so Vieles und Wichtiges 
zu thun und zu besprechen, daß ich diese Dinge, die jetzt oder nie geschehen 
müssen, sehr ungern im Stich gelassen hätte, und dies fiel in den Minuten, 
in denen man sich über das Telegramm von Versailles zu entscheiden und 
Stellung zu nehmen hatte, mit ins Gewicht. Anders wäre es, wenn uns 
die Aufforderung noch in Karlsruhe zugegangen wäre. Aber wie die Dinge 
lagen, sieht jeder ein, daß es für den Auswärtigen in Berlin und Versailles 
gleich Wichtiges zu thun gab, und daß eine Arbeitsteilung eintreten mußte. 
„Die Reichstagssitzung wird kurz sein; es wird beabsichtigt, den Reichstag 
dann im Herbst wieder zu berufen. 
„Daß der König von Bayern zur Begrüßung des Kaisers nach Karlsruhe 
komme, ist sehr unwahrscheinlich. 
„Hier regnet es seit gestern wieder und die Fahnen hängen naß, matt und 
traurig an den Häusern herunter. Trotz des Regens stand gestern abend der 
Platz vor dem Königlichen Palast dicht voll Menschen, welche bei Anfahrt jedes 
Wagens „Hoch!‘ riefen. Die Illumination ist auf den Tag der Genehmigung 
der Präliminarien durch die Nationalversammlung und des wirklichen Abschlusses 
verschoben, den man in vier Tagen erwartet.“ 
* 
Berlin, den 1. März 1871. 
„Der Reichstag ist nochmals, auf den 21. März, verschoben; nächste Woche 
geht dem Bundesrat der Stoff aus, und diejenigen, welche, wie ich, mit den 
Zoll= und Finanzausschüssen nichts zu thun haben, werden wohl auf eine Zwischen- 
zeit heimkehren können. Doch sicher ist das noch nicht.“ 
*
	        
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