Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

Palästen allerlei aus eisernen Röhren gebildete Figuren, Adler, Kronen, Palm- 
zweige, Säulen mit Bogenstellungen angebracht, aus welchen zahlreiche Gas- 
flämmchen, die Figur zeichnend, sich ergossen. Bei Gerson stand, aus solchen 
Gasflammen gebildet, ein ganzer Kaiser mit Krone, Schwert und Schild. Am 
Königlichen Palais züngelten auf Balkon und Dach Flammen aus Schalen. 
Alle Straßen und Plätze waren so gedrängt voll, daß man nur so fortgeschoben 
wurde, und mußte man lange fast mit Lebensgefahr zwischen Menschen, Wagen 
und Pferden arbeiten, wollte man seinen Weg ändern. Eine solche Menschen- 
menge habe ich bei der Illumination des Napoleonstages selbst in Paris 
(15. August 1856) nicht und überhaupt noch nirgends gesehen. Hinter dem 
Schlosse nach dem Rathause in der Königstraße zu gelangen, dessen erleuchteter 
Turm, mit Fahnen geschmückt, mir entgegen winkte, und das mit seiner schönen 
Architektur ohne Zweifel der Glanzpunkt sein mochte, war cein unmöglich; ich 
mußte nach viertelstündigem Drängen unverrichteter Dinge umkehren. Ich stillte 
mit einigen Kollegen meinen Durst bei Borchardt und kehrte erst halb 12 Uhr 
durch die noch belebten Straßen heim.“ 
* 
Berlin, den 5. März 1871. 
„Gestern hatte ich nach Erledigung einiger Geschäfte um 11 Uhr Sitzung 
des Verfassungsausschusses, benützte zwei freie Stunden, um an den Außenseiten 
Berlins zwei Bekannte (Friedr. Kapp und Prof. Gneist) zu besuchen, von denen 
ich übrigens nur des letzteren Frau mit Frl. v. Boeckh fand, und aß dann 
beim bayerischen Gesandten Pergler v. Perglas mit Delbrück, v. Pfretzschner, 
v. Lutz, v. Spitzemberg, v. Bülow, v. Friesen u. s. w. zu Mittag. Mein 
früherer württembergischer Kollege v. Varnbüler besuchte mich heute.“ 
* 
Berlin, den 6. März 1871. 
„Gestern war, wie auch heute wieder, ein schöner, sonniger Tag. 
„Durch die Menge unter den Linden 
Gelang es kaum, sich durchzuwinden.“ 
(Eigene Poesie.) 
„Nach dem Essen schlenderte ich in der Stadt umher, kaufte eigenhändig ein 
Billet ins Opernhaus und sah „Mignon“, Oper in drei Akten von Michel Cané 
und Jules Barbier, deutsch von Ferd. Gumbert, Musik von Ambroise Thomas. 
Man merkte den Frieden. 
„Heute in einer Sitzung des Justizausschusses, welche von 11 bis halb 3 Uhr 
währte.“ 
*
	        
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