Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

eine Treppe hoch eingerichteten Wintergarten in den neulich beschriebenen runden 
Saal mit säulengetragener Galerie, in welchem eine Tafel rund herum lief, 
an der ein äußerer und innerer Zirkel von Fürsten, Fürstinnen, Prinzen, 
Prinzessinnen, Gesandten mit Gemahlinnen, Herren und Damen des Hofes, 
Ministern, Standesherren u. s. w. Platz nahm. Ich saß zwischen General 
v. Neubronn und dem sachsen-weimarischen Staatsrat Stichling. Gegenüber 
saßen u. a. Frau v. Türckheim, Prinz Friedrich Karl (der Feldmarschall), die 
junge Prinzessin von Sachsen-Weimar. 
„Nach Tische sprachen mich kurz der Kaiser, die Kaiserin, Prinz Karl, der 
Großherzog von Sachsen-Weimar an, wurde ich dem König Johann von 
Sachsen vorgestellt, det — selbst Jurist — von der Schwierigkeit der Einführung 
einiger Reichsgesetze, besonders des Strafgesetzbuchs, sprach, bei dem der Titel 
von den Uebertretungen Schwierigkeiten mache. Unser Großherzog und Groß- 
herzogin mit Gefolge waren gleichfalls anwesend. Sie nehmen allgemein für 
sich ein. Die Großherzogin war in Weiß und Rosa, die Kaiserin trug einen 
prachtvollen Schmuck von Smaragden und Brillanten, wie überhaupt zu 
Ehren der sächsischen Herrschaften auch in den Toiletten Grün und Weiß vor- 
herrschte."“ 
* 
Berlin, den 29. März 1871. 
„Heute aß ich mit Jolly, unserem Großherzog, der Großherzogin, deren 
Gefolge, den Generalen v. Canstein und v. Schmeling, dem bekannten baye— 
rischen Oberststallmeister v. Holnstein, v. Roggenbach beim Kaiser und der 
Kaiserin.“ 
* 
Berlin, den 31. März 1871. 
„Gestern wohnten wir von 12—4 Uhr den Verhandlungen des Reichstags 
über die Antwortadresse auf die Thronrede an. Es stand der Adresse aller 
Schattierungen der nationalen Parteien eine solche der Ultramontanen gegen- 
über. Beide unterschieden sich hauptsächlich dadurch, daß die erstere jede Inter- 
vention des nun starken Deutschen Reichs in die inneren Angelegenheiten anderer 
Völker entschieden ablehnte, die zweite die Intervention unter Umständen offen 
lassen wollte — der Hintergedanke war die Intervention zu Gunsten des Papstes 
gegen Italien. Es kämpften v. Bennigsen, Völk aus Bayern, Miquel, Römer 
aus Württemberg, Graf Bethusy-Huc, v. Oheimb gegen Reichensperger, Bischof 
v. Ketteler, Windhorst, Probst. Es ist ganz derselbe Kampfplatz, dieselben 
Gründe für und wider, dieselbe Kampfweise, wie in der I. und II. Kammer 
in Karlsruhe, nur wird das Stück auf einem andern Theater, von andern 
Schauspielern aufgeführt. Bei der namentlichen Abstimmung, bei welcher wohl 
die Adresse der Nationalen mit allen gegen etwa sechzig Stimmen angenommen 
wurde, verließen wir den Saal."“ 
*
	        
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