Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Bismarck getrennt) wir neben sehr gutem Tafeln und Trinken sehr guter Weine 
uns sehr gut unterhielten. Die Heiterkeit steigerte sich nach Tische bei Kaffee, 
Tabak (nicht für mich) und Selterserwasser; der Fürst selbst war sehr guter 
Laune und waltete in der Unterhaltung vor.“ 
* 
Berlin, den 28. November 1874. 
„Heute bin ich von Diner frei; von Bismarcks Abend halte ich mich be— 
scheiden zurück. Um dreiviertel 4 Uhr ist die Bundesratssitzung zu Ende, und 
ich höre im Reichstag noch schnell vor Tische die Expektorationen der Elsaß- 
Lothringer über das Budget des Reichslandes.“ 
* 
Berlin, den 1. Dezember 1874. 
„Die berittenen Schutzmänner sind — wenigstens im Straßendienst — 
abgeschafft. Sie sind vom Roß gestiegen und stehen zu Fuß an den Kreuzungen. 
Dagegen wandeln die Schauspielerinnen förmlich auf Stelzen einher. Denn 
ein Absatz ist das in die Mitte des Fußes vorgerückte zwei Zoll hohe Stück 
Holz nicht mehr. 
„Gestern stieß ich auf der Straße unvermutet auf das fußwandelnde Kron- 
prinzliche Ehepaar, das mir sehr freundlich zuwinkte."“ 
* 
Berlin, den 3. Dezember 1874. 
„Euer gestriger Podiumbrief ist ein neuer Beleg der alten Erfahrung, daß 
Leute dadurch, daß man sie etwas höher stellt oder setzt, um nichts gescheuter 
werden. Gestern speiste ich bei dem Kronprinzlichen Paare. Dasselbe erinnerte 
viel an die englische Reise. Man sagt uns größere Anstrengungen und Unter- 
nehmungen nach, als wir gemacht. Sie sprachen von einer Fußwanderung 
durch die ganze Insel Wight. Fürst Bismarck, welcher Tischnachbar der Kron- 
prinzessin gewesen, sagte mir nach Tische, es habe ihm Respekt eingeflößt, von 
der Kronprinzessin zu hören, wie ich trotz Regen u. s. w. Fußreisen durch 
England gemacht, das seien für einen Minister starke Leistungen u. s. w. 1) 
„Die große Neuigkeit Berlins ist die angebliche Verlobung unseres Präsi- 
denten des Reichskanzler-Amts, Staatsministers Delbrück, des Musters eines 
Geschäftsmannes, verhärteten Junggesellen mit stets hellen, eng anliegenden 
Beinkleidern, zugleich Feinschmeckers, mit einer geborenen v. Pommer-Csche.“ 
* 
1) Die Teilnahme Bismarcks an diesem Diner ist in Kohls Bismarck-Regesten 
gleichfalls unerwähnt.
	        
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