Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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nachgesucht, weil Ihnen Ihr zunehmendes körperliches Leiden zurzeit nicht 
mehr gestatte, in dem Maße, wie Sie es gewohnt gewesen, und wie Sie es 
wünschen müßten, Ihre Geschäftsobliegenheiten zu erfüllen. Ich habe Mich 
dann leider von Ihrem angegriffenen Gesundheitszustande überzeugen müssen 
und Mich der Erkenntnis nicht verschließen können, daß, auch unter thunlichster 
Erleichterung, eine Fortführung Ihrer Dienstgeschäfte für Sie nicht ohne eine 
Gefahr der nachteiligsten Folgen möglich sein würde. Zu Meinem lebhaften 
Bedauern sehe Ich Mich daher genötigt, Ihrem Gesuche stattgeben zu müssen. 
Sie blicken auf eine lange, erfolgreiche und in wechselvollen Lagen bewährte 
Dienstzeit zurück. Dem hochseligen Herzoge Wilhelm waren Sie ein treuer, 
erprobter Berater und mit dem vollen Vertrauen Höchstdesselben beehrt. Sie 
haben mit hervorragendem Geschick und anerkennenswerter Aufopferung als 
Vorsitzender des Regentschaftsrats die Regierung des Herzogtums geleitet und 
damit unter ganz ausnahmsweisen und schwierigen Verhältnissen eine Stelle 
mit Erfolg innegehabt, wie sie im gewöhnlichen Lauf der Dinge einem Staats- 
diener einzunehmen nicht gegeben sein wird, welche aber gerade dieses ihres 
außerordentlichen Charakters wegen für Sie mit ganz besonderer Verantwort- 
lichkeit und ganz außergewöhnlichen Anforderungen der Pflichterfüllung ver- 
bunden war. Nachdem Ich sodann die Regentschaft des Herzogtums über- 
nommen, haben Sie auch Mir Ihre gründliche und eingehende Kenntnis aller 
Verhältnisse des Herzogtums und Ihre in einer langen Reihe von Dienst- 
jahren erprobte Geschäftsgewandtheit zur Verfügung gestellt und die Geschäfte 
Meines Staatsministeriums mit eifriger Treue und bewährtem Geschick geführt. 
Nur mit Widerstreben lasse Ich Sie aus einer amtlichen Stellung scheiden, in 
welcher Sie Mein vollstes Vertrauen genossen und solchem stets gerecht ge- 
worden sind; aber Ihr in aufopfernder Diensterfüllung erschütterter Gesund- 
heitszustand bedingt eine Schonung, um Ihnen ein wohlverdientes ruhiges 
Alter zu sichern. Und so will Ich Sie denn zum 1. April d. J. von Meinem 
Dienst unter voller Anerkennung Ihrer hervorragenden treuen Leistungen mit 
dem Wunsche entbinden, daß Sie die Ihnen damit gewährte Ruhe noch lange 
in Glück und Zufriedenheit genießen mögen, wovon Ich Ihnen schon jetzt hier- 
mit Kenntnis gebe. Albrecht, Prinz von Preußen. 
6. Ellaß-Tothringen. 
Kommissar, Unterstaatssekretär Dr. Ledderhosel) 
(geboren 26. März 1821). 
Die Thätigkeit desselben im Bundesrat beschränkte sich auf die Vertretung 
einiger elsaß-lothringischer Gesetze. 
1) Geboren zu Hanau, einer alten kurhessischen Gelehrten= und Beamtenfamilie ent- 
stammend. Anfangs 1843 Eintritt in den kurhessischen Justizdienst. 1848 Landgerichts-
	        
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