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Vom 20. bis 30. März 1875 hielt sich Dr. Ledderhose aus Anlaß seiner
Ernennung zum Bezirkspräsidenten des Unterelsaß in Berlin auf und erhielt
eine Einladung zum Diner beim Fürsten Bismarck am 22. März. 1) Zu-
gegen waren noch: Herr und Frau von Arnim-Kröchlendorff, Kultusminister
Dr. Falk, Polizeipräsident von Potsdam v. Engelcken und Graf Wend zu
Eulenburg, Verlobter der Gräfin Marie, die Ledderhose zur Tischnachbarin
hatte. Der Fürst war sehr guter Laune und beherrschte in seiner geistreich
scherzenden Weise die Unterhaltung bei Tafel. Beiläufig erwähnte der Fürst,
daß ihm die Nordhäuser ein Faß von ihrem edelsten Fabrikat gewidmet hätten,
das er als „Fideikommiß“ für seine Nachkommen bewahre und dementsprechend
behandeln lasse.
Nach Tisch sprach Bismarck mit Ledderhose über die Universität Straß-
burg; er interessirte sich namentlich für die an derselben bestehende Lehrmethode
und fragte, ob das leidige Diktiren auch an den Vorlesungen der neuen
Universität noch Sitte sei. Ledderhose konnte ihm hierüber, wie auch über die
Wirksamkeit des Professors Geffcken und den politischen Inhalt der Vorträge
desselben befriedigende Auskunft erteilen.
Ich lasse hier noch einen in Vertretung des Reichskanzlers von dem
Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Bülow an den Kaiserlichen Vize-
präsidenten bei dem Oberpräsidium in Straßburg Ledderhose gerichteten Erlaß?:)
folgen:
Berlin, den 3. November 1874.
Mit der Unterzeichnung des Protokolls vom 7. v. M., welches Euer
Hochwohlgeboren gemeinschaftlich mit dem Kaiserlichen Botschaftsrat Grafen
assessor in Hanau, 1849 Obergerichtsassessor in Cassel, 1851 unter dem Ministerium Hassen-
pflug an das Kriminalgericht in Schmalkalden versetzt, 1855 zum Justizbeamten in Bocken-
heim ernannt, 1861 in den kurhessischen Verwaltungsdienst berufen, 1862 vortragender
Rat im kurhessischen Finanzministerium, 21. Juni 1866 von dem Kommando der preußischen
Occupationstruppen nach in Vollzug gesetzten Zwangsmaßregeln mit Fortführung der
Geschäfte des Finanzministeriums beauftragt; am 9. Juli vom Generalgouverneur und
Administrator des Kurfürstentums beauftragt, zugleich die Geschäfte des aufgelösten kur-
bessischen Kriegsministeriums zu führen und zu erledigen. 1867 nach Einsetzung der Königlich
preußischen Regierung zu Cassel zum Ober-Regierungsrat und Regierungs-Abteilungsdirigenten,
1872 zum Vizepräsidenten des Kaiserlichen Oberpräsidiums von Elsaß-Lothringen ernannt;
1874 kraft Allerhöchster Vollmacht zu den Verhandlungen in Paris wegen Abgrenzung der
Diözesangrenzen zwischen Deutschland und Frankreich delegirt. 1875 zum Bezirkspräsidenten
des Unterelsaß, 1880 zum Unterstaatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen, Ab-
teilung für Landwirtschaft, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ernannt. 1. April 1887 zur
Disposition gestellt, 20. Juli auf Antrag in den Ruhestand versetzt. Von 1873 bis 1887
Kurator der Universität Straßburg im Nebenamt. Seitens der Kaiser Wilhelms-Universität
Straßburg 1884 zum Doktor der Rechts= und Staatswissenschaften und 1887 zum Doktor
der Philosophie honoris causa promovirt.
1) In Kohls Bismarck-Regesten nicht erwähnt.
2) In Kohls Bismarck-Regesten gleichfalls unerwähnt.