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Ohne anscheinend den Vorsitz zu übernehmen, nahm Fürst Bismarck an
den Beratungen der Sitzung vom 30. April 1885 teil, in welcher über die
Herabsetzung der Zahl der Geschworenen verhandelt wurde. 1)
Es fanden Sitzungen des Bundesrats statt am 18. September, 9., 17.,
23., 27. Oktober, 6., 13., 17., 19., 27. November, 4., 11., 18., 19. De-
zember 1884, am 7., 15., 22., 29., 31. Januar, 5., 12., 19., 20., 26. Fe-
bruar, 5., 12., 19., 26., 31. März, 16., 23., 30. April, 5., 7., 9., 11.,
18., 23. Juni, 2., 4. Juli 1885.2)
In der Bundesratssitzung vom 9. Oktober 1884 vollzog sich die Neuwahl
der Ausschüsse, desgleichen die Verkündung der durch Kaiserliche Verordnung
erfolgten Zusammensetzung derselben.
Die Verhältnisse des Bundesrats dem Reichstag gegenüber berührte
Bismarck in einer Reichstagsrede vom 26. November 1884. „Der Vorredner,“
(Abgeordneter Dr. Hänel), bemerkte Bismarck, „hat ganz besonderes Gewicht
darauf gelegt, daß die Majorität dieses Hauses, die wachsende Majorität dieses
Hauses wiederholentlich diese Forderung gestellt hätte. Ja, der Vorredner er-
kennt doch die Gleichberechtigung der beiden gesetzgebenden Körperschaften an,
und ich kann ihm nicht nur eine wachsende, sondern eine einstimmige Majorität
des Bundesrats für unendlich viele Verfassungsänderungen anführen, die wir
für sehr nützlich und zweckmäßig hielten, und für die Sie die Einstimmigkeit,
nicht bloß eine wachsende, sondern eine konstante Majorität des andern Faktors
der Gesetzgebung hier schwerlich als Argument gelten lassen möchten, wenn Sie
selbst sie für nützlich und zweckmäßig nicht ansähen. Sie werden sich vom
Bundesrat nicht imponiren lassen, ich lasse mir von der Majorität des Reichs-
tags nicht imponiren. Es ist allerdings meine Verpflichtung, mich nach
Möglichkeit im Einklang mit den gesetzgebenden Körpern zu halten, es ist aber
auch die Verpflichtung der gesetzgebenden Körper, sich nach Möglichkeit in Ein-
klang mit der Krone zu setzen, und die Verpflichtung des Reichstags, sich nach
1) In Kohls Bismarck-Regesten übersehen. Der in die „Nordd. Allg. Ztg.“ über-
gegangene Bericht über die betreffende Sitzung des Bundesrats (ek. Nr. 200 v. 1. 5. 85)
besagt, die Sitzung habe unter dem Vorsitze des Staatsministers v. Boetticher stattgefunden.
In derselben Nummer reproduzirt aber die „Nordd. Allg. Ztg.“ das Referat der „Nat.=
Ztg.“ über dieselbe Sitzung und erwähnt Bismarcks Beteiligung an der Debatte.
2) Die üblichen Referate über die Sitzungen des Bundesrats findet man in der
„Nordd. Allg. Ztg.“ Jahrg. 1884 Nr. 441, 475, 477, 491, 501, 507, 525, 535, 537,
541, 543, 559, 571, 572, 581, 583, 596, 599 und Jahrg. 1885 Nr. 13, 27, 38, 50,
54, 61, 62, 73, 74, 86, 87, 110, 122, 134, 146, 153, 177, 190, 200, 207, 208,
211, 212, 216, 217, 233, 234, 258, 265, 268, 280, 285, 287, 288, 303, 305, 307, 308,
sowie in der „Nat.-Ztg.“ Jahrg. 1884 Nr. 529, 563, 589, 595, 613, 624, 628, 629, 631,
633, 646, 652, 667, 681, 683, 698, 701 und Jahrg. 1885 Nr. 11, 13, 32, 49, 53, 65,
72, 74, 82, 85, 86, 103, 106, 118, 120, 122, 124, 141, 154, 157, 158, 160, 172, 177,
178, 195, 207, 209, 211, 219, 241, 248, 262, 277, 283, 289, 290, 297, 300, 304,
314, 315, 316. 322, 324, 346, 348, 354, 358, 370, 376, 392, 394, 396.