Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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auf, was der Bundesrat sagen würde, wenn der Reichstag seine Vorlagen ab- 
lehnte, ohne dies zu motiviren, erkannte also wenigstens die Berechtigung des 
Vergleiches an, der nach Herrn v. Schorlemer-Alst nur eine komische Wirkung 
gehabt hatte. Der Vergleich war aber in der That völlig berechtigt; der Ab- 
geordnete Reichensperger schien ganz vergessen zu haben, daß die Sitzungen des 
Reichstags öffentliche sind, die des Bundesrats verfassungsmäßig nicht, so wenig 
wie die Gespräche, welche der dritte Faktor der Gesetzgebung, der Kaiser, mit 
sich oder seinem Kanzler führt. „Die Motive des Reichstags,“ so bemerkte zu- 
treffend das „Deutsche Tageblatt“, „kann sich jeder nach dem stenographischen 
Berichte frei bilden, und wir sind überzeugt, daß die Auffassung der Herren 
Minnigerode, Windthorst, Richter eine sehr verschiedene sein würde, die der 
Reichstagspräsident schwerlich gegen einander abzuwägen das Recht hätte. Kann 
man daher Aehnliches vom Reichskanzler verlangen, selbst wenn eine proto- 
kollarische Festsetzung der Bundesratsdebatte existirte?“" 
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ fand in dem Vorgehen des Abgeordneten Windt- 
horst bei seiner Interpellation eine verletzende Nichtachtung des Bundesrats. 
Der Reichstag habe erst kürzlich Vorlagen desselben zurückgewiesen, ohne nur 
in eine Beratung einzutreten. „Wenn nun einmal das Verhältnis sich umkehrt, 
und der Reichstag dem Bundesrat eine Vorlage macht, wie geschehen ist, wie 
kommt der Abgeordnete Windthorst zu der unerhörten Behauptung, daß die 
einfache Ablehnung der reichstäglichen Vorlage durch den Bundesrat eine Miß- 
achtung involvire? Die Wirkung solcher Entstellungen des Sachverhältnisses 
durch einen so angesehenen Parteiführer kann doch nur die Verhetzung der 
beiden gesetzgebenden Körperschaften des Reichs gegen einander sein. Liegt die 
Verhetzung im Interesse der kirchlichen oder etwa der welfischen Politik?“" 
Auch in dieser Session fand ein demonstrativer Exodus des Bundesrats 
aus dem Reichstagssaale statt bei Gelegenheit der Interpellation des dänischen 
Abgeordneten Johannsen, betreffend das Vorgehen der preußischen Regierung in 
Nordschleswig gegenüber den dänischen Optanten und anderen dänischen Staats- 
angehörigen. Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Staatsminister v. Scholz erklärte 
in der Sitzung des Reichstags vom 22. Mai 1883, der Bundesrat lehne die 
Beantwortung der Interpellation ab und werde sich auch an einer etwaigen 
Besprechung derselben nicht beteiligen. Als demnächst der Interpellant das 
Wort nahm, verließen sämtliche Bundesratsmitglieder den Saal. 
Eine Beschreibung des Diners, welches der Reichskanzler am 16. No- 
vember 1881 den Mitgliedern des Bundesrats gab, findet sich in meinem 
Werke: „Fürst Bismarck und die Parlamentarier“ Bd. I. (2. Aufl.) S. 231. 
 
	        
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