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gerichts berufen worden war. Bis zum Juli 1897 nahm er an den Arbeiten
des Bundesrats ständig teil. Er ist Mitglied des Ausschusses für Justizwesen
und war in diesem sowie als Referent des Ausschusses im Plenum des Bundes-
rats hauptsächlich mit der Berichterstattung über diejenigen Gegenstände der
Reichsgesetzgebung, die dem Gebiete des bürgerlichen Rechts mit Einschluß des
Prozeßrechts und des Konkursrechts angehören (insbesondere die Entwürfe des
Gesetzes über die Erwerbs= und Wirtschaftsgenossenschaften, des Gesetzes über
die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, den Entwurf eines Checkgesetzes,
die Entwürfe des Gesetzes über die Abzahlungsgeschäfte, des Gesetzes über die
Pflichten der Kaufleute bei Aufbewahrung fremder Wertpapiere, der Gesetze
über die privatrechtlichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt und der Flößerei)
sowie über die die Ausführung solcher Gesetze betreffenden Angelegenheiten,
ferner ständig mit der Berichterstattung über diejenigen Entwürfe von Landes-
gesetzen für Elsaß-Lothringen betraut, welche Gegenstände der Justizgesetzgebung
betrafen. Wesentlich beteiligt war er auch bei den das Bürgerliche Gesetzbuch
und seine Nebengesetze betreffenden Arbeiten des Bundesrats; er war Bericht-
erstatter für das fünfte Buch des Entwurfs des Bürgerlichen Gesetzbuchs (Erb-
recht) und für den entsprechenden Teil des Entwurfs des Einführungsgesetzes,
ferner für den Entwurf des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die
Zwangsverwaltung und für die Entwürfe des Handelsgesetzbuchs und des dazu
gehörenden Einführungsgesetzes.
Legationsrat bei der bayerischen Gesandtschaft in Berlin
Freiherr v. Podewils-Dürnizt)
(geboren 17. Januar 1850).
Kurz nach seiner Versetzung nach Berlin gelang es dem Freiherrn v. Pode-
wils trotz größter Schwierigkeiten seitens der Familie Bismarck, daß dem ihm
von München her bekannten Dr. Schweninger die Behandlung des damals an
Gelenkschmerzen schwer erkrankten Grafen Wilhelm Bismarck übertragen wurde.
Die äußerst günstigen Erfolge, welche Dr. Schweninger mit seiner Kur erzielt
hatte, veranlaßten den Freiherrn v. Podewils, bei der Familie dahin zu wirken,
1) Clemens Freiherr von Podewils-Dürniz, geboren zu Landshut in Bayern, besuchte
das Gymnasium als Zögling der Königlichen Pagerie 1863—1868 und studirte an der
Universität München bis 1872. 1875 Staatskonkurs; übliche Praxis bei den inneren Be-
hörden und der Regierung von Oberbayern; 1879 Acceß dortselbst; 1880 Einberufung
in das Ministerium des Aeußern; Frühjahr 1880 bis Ende 1880 Attaché bei der
bayerischen Gesandtschaft in Bern; Dezember 1880 diplomatischer Konkurs; 1. April 1881
Legationssekretär bei der bayerischen Gesandtschaft in Berlin; 1. Januar 1887 Legations-
rat; Februar 1887 stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat; 1. Dezember 1887
Gesandter am Königl. italienischen Hofe in Rom; 1. Januar 1896 Gesandter am k. und
k. österreichisch-ungarischen Hofe in Wien.