Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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Grunde liegende Voraussetzung der Möglichkeit aber, daß die Militär- 
verwaltung des Reichs verpflichtet oder berechtigt sein könnte, direkten 
Aufforderungen des Reichstags Folge zu leisten oder dieselben auch 
nur amtlich entgegenzunehmen, glaube ich im Namen Sr. Majestät 
des Kaisers Verwahrung einlegen zu sollen und bitte Eure Hochwohl- 
geboren ergebenst, dieselbe zur Kenntnis des Reichstags zu bringen. 
Der Reichskanzler. 
An v. Bismarck. 
den Präsidenten des Reichstags « 
Herrn v. Levetzow 
Hochwohlgeboren. 
Der Abgeordnete Eugen Richter fühlte mit gewohnter Sicherheit heraus, 
daß diese Eröffnung des Kanzlers nicht so sehr an die Adresse des Reichstags 
als an die des Kriegsministers gerichtet war, welcher dieselbe als „Wischer“ 
ad notam nehmen sollte und sagte zur großen Heiterkeit des Hauses: 
„. Nun sagt der Herr Kriegsminister: Der Reichskanzler ist nicht der 
Mann, der, wenn er mir etwas zu sagen hat, dazu das Parlament wählt, 
oder gar die Adresse des Abgeordneten Richter. Meine Herren, das hat genau 
mit denselben Worten einmal der Finanzminister Bitter mir gegenüber gesagt, 
— und wo ist der Finanzminister Bitter? Und direkt hat es ihm der Reichs- 
kanzler auch nicht gesagt, sondern auf einem Umwege, der aber auch verständlich 
war. Und wenn der Herr Kriegsminister meint, daß der Reichskanzler immer den 
direkten Weg vorzöge, so kennt er den Herrn Rommel und dessen Geschichte auch nicht.“ 
Darauf entgegnete der Kriegsminister: „Der Abgeordnete Richter hat dann 
auch von neuem persönliche Verhältnisse besprochen zwischen dem Herrn Reichs- 
kanzler und mir. Meine Herren, ich verzichte darauf, weiter hier darüber zu 
sprechen; das muß ich aber sagen: ich protestire auf das allerlebhafteste gegen 
jede Insinuation, die in diesen letzten Auseinandersetzungen gefunden werden 
könnte bezüglich der Loyalität des Verkehrs, den der Herr Reichskanzler mit 
den preußischen Ministern unterhält; 
(Bravo! rechts) 
ich protestire dagegen!“ 
(Lebhafter Beifall rechts. — Zuruf links: Eulenburg! Bitter!) 
Bronsart war ein aufrichtiger Bewunderer des Fürsten Bismarck, und nicht 
dessen Gegner. 1) Bei der Entlassung Bismarcks sagte der Mitte März 1890 
1) Ein Schreiben Bismarcks an den Kriegsminister Bronsart v. Schellendorff, be- 
treffend eine den Interessen der landwirtschaftlichen Bevölkerung entsprechende Festsetzung 
der Termine für die Uebungen des Beurlaubtenstandes, findet sich abgedruckt in meinem 
Werke: „Fürst Bismarck als Volkswirt“ Bd. III. S. 78. 
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. V. 2
	        
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