in Berlin anwesende Exkriegsminister zu einem ihm sehr Nahestehenden: er habe
sie vorausgesehen, halte sie aber für sehr beklagenswert, es würden höchst un—
liebsame Folgen daraus entstehen; Caprivi werde in unmögliche Lagen kommen,
dem Gesamtinteresse werde die neue Wendung nicht förderlich sein.
Auf die Frage derselben Persönlichkeit, wie Bronsart sich mit dem Fürsten
Bismarck gestanden habe, erwiderte er, im ganzen könne er nicht klagen, der
Fürst habe ihm Wohlwollen und Vertrauen bewiesen, doch hätte er als Kriegs-
minister stets das Gefühl gehabt, auf einem Pulverfaß zu sitzen, da das staats-
rechtliche Verhältnis des preußischen Kriegsministers zum Reich ein zu heikles
sei. Hier trage und beanspruche der Reichskanzler die Verantwortung allein,
während sie in Preußen dem Minister zufalle; deshalb habe er sich auf seinen
amtlichen Wegen stets vor Fußangeln hüten müssen, die ihm zwar von niemand
gelegt seien, aber thatsächlich immer vorhanden gewesen wären.
Ob er dabei an den Richterschen Beitrag von dem „Rommel“ gedacht
hat, weiß man nicht. Jedenfalls liegt aber Wahres in dem Hinweis auf die
Schwierigleit der Stellung des Kriegsministers zum Reich; jeder, der dieselbe
bekleidete, hat es an seinem Leibe erfahren.
Aus weiteren Aeußerungen Bronsarts muß man schließen, daß er im
übrigen in guten amtlichen Beziehungen zu Bismarck gestanden und nie akute
Differenzen mit ihm gehabt hat. Ueber seine Besuche in Friedrichsruh!#) sprach
er sich sogar besonders befriedigt aus, da der Fürst bei diesen, immer geschäft-
lichen Anlässen in allen Fällen rasch auf den Kern der Dinge eingegangen sei
und ihm niemals Schwierigkeiten bereitet habe, die bei weiterer schriftlicher Ver-
handlung vielleicht entstanden wären.
Als Bronsart im Winter 1888/89 amtsmüde wurde und gewillt war,
seinen Abschied zu erbitten, sagte er meinem oben erwähnten Gewährsmann,
Fürst Bismarck habe ihn dringend ersucht, auf seinem Posten zu bleiben, und
diesem Wunsche habe er mit Rücksicht auf die Argumente Bismarcks auch Folge
gegeben; lange würde er aber trotzdem nicht bleiben können. — Er ist dann
auch vor dem Rücktritt Bismarcks auf einen andern Posten gestellt worden.
Keinenfalls hatte der Fürst an dieser Wendung einen Anteil. 2) Aller Wahr-
1) Derselbe war in Friedrichsruh anwesend: vom 30. November bis 2. Dezember 1883,
am 17. und 18. Februar 1884 (zugleich mit dem russischen Generalmajor Fürsten Dol-
goruki) und am 8. Januar 1885. Den Gegenstand der letztgedachten Besprechungen mit
dem Reichskanzler bildete dem Vernehmen nach die an den Reichstag zu richtende Vorlage
wegen der Kosten der Wehrvorlage.
2) „Die unmittelbaren Gründe für den Rücktritt des Kriegsministers im April 1889
sind — so heißt es in der im Eingang erwähnten Broschüre — unbekannt. Herr v. Bron-
sart steht noch im rüstigen Mannesalter, da er am 25. Januar 1832 geboren ist. Nach
seiner Vergangenheit sollte man auch meinen, daß er den höheren Anforderungen, welche
seit dem Tode Kaiser Wilhelms offenbar an alle Schichten des Offiziercorps gestellt werden,
noch genüge; denn Herr v. Bronsart gehörte schon seit 1861 dem Generalstabe an und