II. Abschnitt.
Die neuen Bevollmächtigten zum Bundesrat.
1. Preußen.
Der Unterstaatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen
Schraut !)
(geboren 3. Januar 1848).
Schraut zählt zu den wenigen Beamten im Range der Geheimen Räte,
welchen die Ehre zu teil wurde, von Bismarck persönlich in einer geschäftlichen
Frage empfangen zu werden. Die Veranlassung war folgende:
Man erinnert sich noch der Erregung, welche in den politischen und wirt-
schaftlichen Kreisen bestand, als der Reichstagsabgeordnete Mosle einen Flaggenzoll
in Vorschlag brachte. Die ganzen freihändlerischen Heerhaufen hatte er gegen
sich, und geradezu beispiellos war die Verfolgung, welche die Vertreter der
freihändlerischen Interessen gegen den von den patriotischsten Absichten beseelten
Mann eröffneten. Und all dieses Gift wurde angewandt, weil Mosle mit dem
Vorschlag aufgetreten war, daß eine Zollmaßregel angeordnet werden sollte,
1) Maximilian Schraut, geboren in Würzburg, seit 1866 Rechtspraktikant, erst beim
Stadtgericht, dann beim Bezirksgericht Würzburg, seit 1868 bei den Bezirksämtern Kissingen
und Kitzingen, 1869 rechtskundiger Bürgermeistereiverweser von Kitzingen und Rechtskandidat
beim Bezirksamt Würzburg, 1870 Rechtsaccessist bei der Regierung von Unterfranken in
Würzburg, 16. Mai 1871 Hilfsarbeiter bei der Kreisdirektion Saarburg, 1872 Regierungs-
assessor bei dem Bezirkspräsidium in Metz, 1875 Hilfsarbeiter im Reichskanzleramt (kom-
missarisch), 1877 Regierungsrat und ständiger Hilfsarbeiter daselbst, 1879 dem Reichsschatzamt
überwiesen, 1880 Ernennung zum vortragenden Rat, 1884 Geh. Ober-Regierungsrat. Im
Jahre 1881 vertrat Schraut das Deutsche Reich auf der Pariser Münzkonferenz, war bei
allen Handelsvertragsabschlüssen mitbeteiligt und vielfach als Kommissar der Reichsregierung
im Reichstage thätig. Demnächst Unterstaatssekretär für Finanzen, Landwirtschaft und Domänen
im Ministerium von Elsaß-Lothringen, durch Verleihung des bayerischen Kronenordens
geadelt. Schriftstellerisch ist Schraut auf volkswirtschaftlichem Gebiete hervorgereten mit
„Die Lehre von den Wechselkursen, unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Verhält-
nisse.“ (Leipzig, Dunker u. Humblot. 38 S.); 1883 folgte seine Schrift „Die Organisation
des Kredits.“