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des II. bayerischen Armeecorps im Feuer, und weiter rechts von Bazeilles her
sah und hörte man das starke Geschützfeuer des I. bayerischen Armeecorps.
Diese beiden Corps standen noch auf dem linken Ufer der Maas, alle anderen
Corps befanden sich schon auf dem rechten Ufer, wohin auch das I. bayerische
Corps behufs Wegnahme von Bazeilles dirigirt war. Es war klar, die franzö-
sische Armee hatte jeden Abmarsch aufgegeben, sie wollte den Entscheidungskampf
aufnehmen. Bald begann das Gefecht auf dem rechten Ufer, oberhalb und
unterhalb Sedan. Wir konnten den Vormarsch des Xl. und V. Corps sowie
des XII. und Gardecorps genau übersehen; der Kampf der Bayern um Bazeilles
war unseren Augen entzogen. Unsere Corps strebten allgemein nach schneller
Entwicklung ihrer Artillerie, um die Infanterie zu schonen. So fuhr denn
Batterie nach Batterie auf, und gegen Mittag stand die französische Armee durch
den Gürtel unserer Batterien umklammert. Es war ein Schlachtenbild, wie man
es nie wieder sehen wird. Die südlich vom Bois de la Garenne stehenden
Reserven, welche sich gegen das Feuer von vorn und von den Flanken deckten,
wurden von der Artillerie des II. bayerischen Armeecorps im Rücken beschossen;
sie gingen vorwärts, seitwärts und flohen dann in Unordnung nach Sedan
hinein. Immer enger zog sich der eiserne Gürtel, und immer wirksamer wurde
das Feuer gegen die dichtgedrängten feindlichen Massen. Französische Kavallerie
versuchte mit großer Bravour an verschiedenen Stellen durchzubrechen, jedoch
ohne Erfolg. Um 4 Uhr nachmittags etwa war unsere Artillerie überall auf
etwa eine Viertelmeile an Sedan heran, und es begann nun ein Bombardement
aus etwa 300 Geschützen.
NB. Hier folgt im Tagebuch folgender Auszug aus dem Bericht des
Oberstlieutenants v. Bronsart über seinen Ritt nach Sedan:
Donchery, den 1. September 1870.
J.
Bericht über meinen Ritt nach Sedan am 1. September 1870.
Nachdem seit 4½ Uhr nachmittags etwa die Festung Sedan durch zahl-
reiche Artillerie beschossen worden war, erhielt ich den Befehl, nach Sedan hinein-
zureiten und sowohl die Festung als die in und nahe derselben eingeschlossenen
französischen Truppen zur Kapitulation aufzufordern. Ich wurde begleitet von
Hauptmann v. Winterfeldt1!) und einem mit Parlamentärabzeichen versehenen
Trompeter der Stabswache. "
Unterwegs begegnete mir der als Ordonnanzoffizier zu Seiner Königlichen
Hoheit dem Kronprinzen kommandirte Rittmeister v. d. Lancken; er rief mir
zu, daß Sedan eben kapitulirt habe. Meinen Weg weiter fortsetzend traf ich
1) Der spätere General der Infanterie und kommandirende General des Gardecorps,
damals Hauptmann im Großen Generalstab.