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die Verwaltung seines in Vorpommern belegenen Grundbesitzes übernehmen mußte.
1871 in seiner Heimat in den Reichstag gewählt, hat derselbe den Wahlkreis Anklam-
Demmin bis zum Jahre 1888 ununterbrochen vertreten, die Partei der deutschen Konser-
vativen mitbegründet, vorzugsweise in Etatsangelegenheiten, Militärgesetzgebung, später
auch der Sozialgesetzgebung gearbeitet. Nach dem Ausscheiden Bennigsens und von Wedell-
Malchows wurde derselbe Vorsitzender der Budgetkommission und blieb dies, bis er auf
Vorschlag des Fürsten Bismarck im Herbst 1888 zum Staatssekretär des Reichsschatzamts
ernannt wurde. Aus dem Reichsdienste geschieden ist derselbe im Herbst 1893 aus Anlaß
von Differenzen mit dem Grafen v. Caprivi über Steuerfragen (Biersteuer). Später
wurde Maltzahn zum Oberpräsidenten der Provinz Pommern ernannt. 1)
Staatssekretär des Reichs-Justizamts, Wirklicher Geheimer Rat
v. Oehlschläger
(geboren 16. Mai 1831).
Sohn eines ostpreußischen Rittergutsbesitzers, studirte 1850—1853 in Königsberg,
trat 1853 in den preußischen Justizdienst, wurde, während er als erster Staatsanwalt in
Königsberg fungirte, 1874 als vortragender Rat in das Justizministerium berufen und
war vielfach als Regierungs-Kommissar im preußischen Landtag und im Reichstag thätig,
im Reichstag namentlich bei der Beratung der Reichsjustizgesetze. Im Dezbr. 1879
trat er als General-Auditeur der Armee und der Kaiserl. Marine an die Spitze der
Militär-Justiz und wirkte in einer unter dem Vorsitze des kommandirenden Generals des
III. Armeecorps von Schwarzhoff vom Juli 1880 bis Mai 1881 tagenden Kommission
bei der Aufstellung des Entwurfs einer Militär-Strafprozeßordnung mit. Zufolge Allerböchsten
Vertrauens wurde er 1883 zum Mitgliede des Herrenhauses und Kronsyndikus ernannt
und 1884 in den preußischen Staatsrat berufen. Am 1. Januar 1885 wurde er zum
Chef-Präsidenten des Kammergerichts und 1889 zum Staatssekretär des Reichs-Justizamts
ernannt. Damals waren seit Papes Tod die Arbeiten der Kommission für das Bürgerl.
Gesetzbuch nach beendigter erster Lesung ins Stocken geraten, und dem aufgestellten Ent-
wurf wurden wenig Sympathien entgegengebracht. Sofort wurde nun die Arbeit von
neuem in Angriff genommen. Der neue Staatssekretär verabschiedete die Papesche Kom-
mission und berief für die zweite Lesung eine neue Kommission, die neben den Juristen auch
Vertreter der Wirtschaftslehre und Mitglieder des Reichstages in sich aufnahm. Er eröffnete
die Beratungen dieser Kommission und führte darin den Vorsitz, bis er im Februar 1891
aus dem Reichs-Justizamte und dem Bundesrat ausschied, um als Chefpräsident an die
Spitze des Reichsgerichts zu treten.
Staatssekretär des Reichs-Marine-Amts, Kontre-Admiral
Heusner
(geboren 8. Januar 1843, gestorben 27. Februar 1891).
Karl Eduard Heusner, geboren zu Perl in der Rheinprovinz, besuchte das Gymna-
sium zu Kreuznach und trat am 18. Juni 1857, noch nicht 14 ½ Jahre alt, als Kadett-
1) Zur Würdigung Maltzahns verweise ich auf die bei seinem Eintritt in das Reichs-
schatzamt erschienenen Artikel in der „Nordd. Allg. Ztg.“ Nr. 442 v. 19. 9. 88, die
„Ostpreußische Ztg.“ Nr. 221 und 223 v. 20. und 22. 9. 88, das „Deutsche Tageblatt“
Nr. 434 v. 15. 9. 88 und auf die anonym erschienene Schrift (Dr. Robolskis) „Unsere
Minister“ S. 322—336.