Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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in einem kleinen Bauernhause an der Straße befinde; Graf Bismarck sei bereits 
bei ihm. General Moltke begab sich nun auch dorthin. Wir fanden den Kaiser 
vor dem bezeichneten Hause, etwa 30 Schritte von der Straße, mit einigen 
Generalen (unter ihnen Reille und Castelnau) sitzend und Zigaretten rauchend. 
Er wünschte in einer Zusammenkunft mit dem König günstigere Bedingungen 
für seine Armee zu erlangen. General v. Moltke sagte ihm, daß der König 
auf der Kapitulation bestehe, und fuhr dann selbst mit dem Entwurf, der den 
Offizieren Freiheit auf Ehrenwort zugestand, dem König entgegen. Gleichzeitig 
wurde ein Offizier zum General de Wimpffen geschickt, um ihm die Wieder- 
eröffnung des Feuers in Aussicht zu stellen. Ein anderer Offizier ermittelte 
als geeigneten Punkt für die Zusammenkunft der Souveräne ein kleines, nahe 
Frénois gelegenes Schlößchen. Dorthin begab sich der Kaiser mit seinem 
Gefolge und seinen Trains. Diese waren aus Sedan glücklich herausgekommen, 
zur größten Befriedigung des Kaisers und seines Gefolges, welche bei dem 
mangelhaften disziplinaren Zustande der französischen Truppen wohl nicht ganz 
ungerechtfertigte Besorgnisse dieserhalb gehegt hatten. 
Bald traf auch General Wimpffen ein; er erkannte an, daß wir berechtigt 
gewesen wären, um 9 Uhr früh die Feindseligkeiten wieder aufzunehmen, ent- 
schuldigte sich aber mit dem strikten Befehl des Kaisers, kein Uebereinkommen 
einzugehen, bevor dieser mit dem König zusammengetroffen sei. Der König 
indessen ließ dem Kaiser sagen, daß er ihn nicht eher sprechen könne, als bis 
die Kapitulation der Armee abgeschlossen sei, und daß andernfalls das Feuer 
punkt 12 Uhr mittags beginnen würde. Dies wirkte. Kurz nach 11 Uhr war 
das Abkommen perfekt. Dann begaben sich General Moltke und Graf Bismarck 
zum König, der in einem kleinen Schloß, eine Viertelstunde entfernt, wartete, 
um ihm Meldung zu machen. Gegen 2 Uhr kam General Moltke wieder und 
überreichte Verdy, Brandenstein und mir das Eiserne Kreuz unter ehrenden 
Worten. 
Um 3 Uhr erschien der König zu Pferde. Die Zusammenkunft mit dem 
Kaiser fand unter vier Augen statt; was dort gesprochen worden ist, ist nicht 
bekannt, wenigstens nicht alles. Ich hörte aus guter Quelle, daß der König 
dem Kaiser versichert habe, er wolle nichts gegen seine Dynastie unternehmen. 
Der Kaiser habe gefragt, ob auch die Armee des Prinzen Friedrich Karl vor 
Sedan stände, und somit die Armee Bazaines in Metz deblockirt sei; als dies 
verneint worden, habe er gesagt: „Alors tout est perdu!“ Den anerkennenden 
Worten des Königs über die tapfere Haltung der französischen Truppen habe 
der Kaiser die Bemerkung entgegengehalten, daß unsere Armee bedeutend mehr 
Disziplin besäße und diesem Umstand ihre unausgesetzten Siege verdanke. Endlich 
müsse er sich als Artillerist vollständig überwunden erklären, da er für die 
Organisation der französischen Artillerie sich persönlich verantwortlich fühle, diese 
aber viel schlechter als die unserige sei, deren Leistungen bewunderungswürdig
	        
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