Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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gepflogen. Es ist schwer, vielleicht gar nicht möglich, den Lauf einer so 
springenden Unterhaltung zu stizziren, es kommt auch nicht auf die Einzeln— 
heiten an, sondern auf Hauptsachen und Ergebnisse. 
Bismarck zeigte sich anfangs verletzt. Er warf mir vor, daß ich die 
Demonstr.(ation) der Nat.-Lib. unterstütze, da ich gerade jetzt den Antrag 
stelle, der ihm unerwartet komme. Bei meiner Gegenausführung ward er ruhig, 
und von da bewegte sich die Unterhaltung in freundlichstem Wege. Ich gewann 
den bestimmten Eindruck, daß er an sich mein Demissionsgesuch erwartet habe 
und nur durch die Wahl des Zeitpunkts unangenehm berührt sei. Namentlich 
erklärte er, man werde ihm Aufgabe der Position gegen Rom resp. „Ver- 
schacherung“ meiner Person an das Zentrum „für 30 Silberlinge“ vorwerfen, 
und wünschte von mir einen Brief, in welchem er eine Bescheinigung hierüber 
und die Aussprache über die Gesichtspunkte wünschte, welche für meinen Schritt 
maßgebend waren. Diesen Brief habe ich Bismarck gestern gesandt, 1 selbst- 
redend nach einem zurückbehaltenen Konzept."“ 
(Die folgenden 4½ Zeilen beziehen sich auf die gleichzeitig zurück- 
tretenden Minister Hobrecht und Friedenthal.) 
„Auf Bismarcks Wunsch erklärte ich mich dahin bereit, daß mein Aus- 
scheiden erst mit dem Schlusse des Reichstags erfolge. 
Dann kam, fortgesetzt in Eulenburgs Gegenwart, die Erörterung, daß 
ich Justizminister werden solle, wenn — was ich übrigens für zweifelhaft hielt — 
Leonhardt bald ausscheide. Bismarck forderte mich ebenso wie Eulenburg auf, 
dies Ministerium zu übernehmen. Ich lehnte ab, betonend, daß ich, nachdem 
ich so lange ein politisches Ministerium geführt, mich unmöglich in die Mauern 
des Ressorts einbannen könne, und daß ich ebensowenig durch Ueberstimmtwerden 
geschehen lassen könne, daß Grundsätze, für welche ich mit ganzer Kraft ein- 
getreten, und die für das Volk wichtigsten Fragen, das deutsche Volk geradezu 
an Herz und Nieren berührende Fragen beträfen, auf den Kopf gestellt würden. 
Noch weniger sei es mir möglich, wie es zum Beispiel bei der Zivilehe sei, in 
dieser Richtung positiv mitzuwirken. Ueberhaupt würde ich vielfach so vereinzelt 
stehen, daß ich nach kurzen Monaten wieder auf den jetzigen Standpunkt käme. 
Bismarck und Eulenburg hatten den Vorschlag wohl nicht ohne Ernst gemacht, 
indessen war der Gang und Ton der Unterredung doch so, daß ich nur an- 
nehmen konnte, daß sie das ablehnende Resultat vorausgesehen hatten." 
Im Jahre 1880 legte die Staatsregierung dem Landtag einen Gesetz- 
entwurf, betreffend Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze, vor. Falk war 
damals Mitglied des Hauses der Abgeordneten und hielt es für seine Pflicht, 
diesen Gesetzentwurf zu bekämpfen. Dies geschah in der Sitzung vom 28. Mai 
1880 (Stenographische Berichte 1879/80, S. 2051—2058) 74. Sitzung. 
1) Derselbe datirt vom 1. Juli 1879 und bildet das vierte Aktenstück in der Revue- 
Publikation.
	        
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