Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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Mit Bezug auf Falks Aeußerungen ging demselben seitens Bismarcks 
das nachstehende, gleichfalls in der „Revue“ veröffentlichte Schreiben vom 
31. Mai 1880 zu: 
Eigenhändig! Sr. Excellenz 
dem Staatsminister Herrn Dr. Falk. 
Eure Excellenz hatten die Güte, bei Ihrem Rücktritt vom Amte sich auf 
meinen Wunsch schriftlich darüber zu äußern, ob meine Stellung zu Ihrem 
Ressort und zu Ihrer Leitung desselben Anteil an Ihrem Entschluß zum Rück- 
tritt habe. Eure Excellenz erkannten damals das Bedürfnis an, welches ich 
haben könnte, über meine Beziehungen zu den von Ihnen vertretenen Grund- 
sätzen auch in der Oeffentlichkeit jeden Zweifel zu beseitigen. Solche Zweifel, 
wenn sie überhaupt bestanden, sind mir bisher nicht von der Bedeutung er- 
schienen, um ihnen Eurer Excellenz Zeugnis gegenüberzustellen. Die Sitzung 
des Abgeordnetenhauses vom 28. d. M. hat in dieser Sachlage aber eine 
Aenderung hervorgebracht. Die Kritik, welcher Eure Excellenz die Regierungs- 
vorlage unterziehen, trifft auch meine amtliche Stellung zu letzterer, wie sie 
durch die öffentlichen Instruktionen, die ich nach Wien gerichtet habe, sich 
kennzeichnet. 
Ich glaube mit der Unterstützung dieser Vorlage keine andre Richtung 
eingeschlagen zu haben als diejenige, welche ich sieben Jahre lang gemeinsam 
mit Eurer Excellenz und, nach Herstellung der nötigen Verfassungsänderungen, 
soviel ich mich erinnere ohne Meinungsverschiedenheit zwischen uns, vertreten 
habe. Innerhalb dieser Richtung fanden namentlich auch die Erwägungen 
Raum, denen Eure Excellenz in Ihrem Abschiedsgesuch dahin Ausdruck geben, 
daß alle Freunde des Vaterlandes die Herstellung friedlicher Zustände auf 
kirchenpolitischem Gebiete wünschen und daß Eure Excellenz zu der Ueberzeugung 
gelangen müssen, Sie seien für eine gedeihliche Mitwirkung zur Erreichung 
dieses Zieles nicht geeignet, würden vielmehr hierfür ein ernstes Hindernis 
bilden. Mit dieser, nicht meiner, sondern Ihrer Meinung motivirten Eure 
Excellenz Ihren Rücktritt. 
Wenn nun die Art, wie Eure Excellenz die Vorlage der Regierung kritisirt 
haben, bei dem Gewicht, welches Ihrem Wort innewohnt, den Wert, den die 
Regierungsvorlage, falls sie angenommen wird, für die Staatsregierung und 
insbesondere für die liberale Partei hat, erheblich geschädigt und heruntergedrückt 
hat, so kann ich daran nichts ändern. Wenn aber nach dem oben Gesagten 
die Empfindungen, welchen Sie Ausdruck gegeben haben, notwendig auch auf 
die Beurteilung meiner Stellung zur Sache und zur Person Eurer Exeellenz 
zurückwirken müssen, so halte ich es heute im sachlichen und staatlichen Interesse 
für geboten, durch Veröffentlichung Ihres hierfür von Hause aus bestimmten 
Schreibens vom 1. Juli 1879 den Beweis zu liefern, daß Ihr Abschiedsgesuch
	        
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