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Kraft eines Mannes, selbst mehrerer Männer hinausgewachsen ist. Man braucht
also Vertreter. Weil man aber immer in der Lage sein will, unmittelbar ein—
zugreifen, so dürfen diese Stellvertreter niemals bestimmte Befugnisse haben,
sondern müssen sich gefallen lassen, bald bestimmte Befehle auszuführen, bald
sich tadeln oder desavouiren zu lassen, wie es im Augenblicke passend erscheint.
Um den mit landesherrlichen Befugnissen ausgestatteten Statthalter in diese
Stellung trotz scheinbarer Unabhängigkeit zu zwingen, setzte man ihm einen
Staatssekretär an die Seite, ohne dessen Genehmigung er eigentlich nichts sollte
vornehmen dürfen. Man hat nicht bedacht, daß ein schlauer, diplomatisch voll-
kommen geschulter Feldmarschall, der noch einigen, vielleicht mehr als nötig ist,
Thatendrang in sich spürt, der auf seine Popularität ganz außerordentlich vieles
hält und der zur offiziellen Politik vielleicht in größerem Gegensatze steht, als
man glaubt und weiß, den ihm angelegten Zügel wie ein Spinngewebe zer-
reißen werde.“
Bei dem Festmahl, welches zu Ehren Herzogs anläßlich seines vollendeten
70. Lebensjahres kürzlich in Berlin stattfand, wurde dem Jubilar neben einer
Adresse sein Bronzebildnis überreicht mit der Inschrift: „Carolus Herzog,
Rerum civilium moderator, acutus scriptor et orator, sincerus patriae
amator, ardens coloniarum fautor, sedulus humanitatis adjutor, fidissi-
mus amicitiae cultor.“ (Ein besonnener Staatsmann, scharfsinnig in Wort
und Schrift, dem Vaterland treu ergeben, ein eifriger Förderer der Kolonien,
unermüdlich in Werken der Nächstenliebe und der treueste Freund seiner
Freunde.)
Seinen früheren Chef, den Fürsten Bismarck, sah Herzog nach dem Ein—
tritt in den Ruhestand nur noch einmal in Friedrichsruh vor seiner Reise nach
Amerika.
Finanzminister Hobrecht
(ef. Bd. III. S. 369).
Ueber den Besuch Hobrechts in Friedrichsruh am 17. Dezember 1878,
dessen wirklicher Verlauf Bd. III. S. 381 geschildert ist. hatte sich ein förm-
licher Mythenkranz geschlungen. Die „Kölnische Ztg.“ wußte darüber folgendes
zu erzählen: „Fürst Bismarck, der mehr und mehr zu seinen konservativen
Anschauungen zurückgekehrt ist, hat sich zwar im Grundsatz nicht abgeneigt er-
klärt, auf die von Herrn Hobrecht empfohlene bedingte Quotisirung einzugehen,
aber zum Abschluß ist die Angelegenheit noch nicht gelangt. Um die Sache
ins reine zu bringen, reiste der Finanzminister neulich nach Friedrichsruh und
wurde schon auf dem Bahnhof vom Fürsten selbst empfangen, der es sich nicht
nehmen ließ, seinen werten Gast mit seiner schönen Besitzung bekannt zu machen,
indem er ihn durch Wald und Feld und kreuz und quer herumkutschirte, so