Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

III. 
Etwas über den formellen Geschäftsgang des Bundesrats 
und sein Heim. 
Der Frankfurter Bundestag hatte sein eignes Palais in der Eschenheimer 
Gasse, vor dem ein Ehrenposten stand, der vor den Gesandten salutirte. Er 
hatte ein Heer von Beamten. Der Bundesrat des Deutschen Reichs tritt äußerlich 
im Vergleich damit sehr einfach auf. Er besitzt kein eignes Palais und läßt 
sich eigentlich alles von andern stellen. Sein Heim hat er im Reichsamt des 
Innern, Wilhelmstraße 74. Daselbst sind speziell zu seiner Benutzung eingerichtet: 
ein Beratungssaal für die Plenarsitzungen und drei Zimmer für die Ausschuß— 
sitzungen. Der nach dem ersten Hof des Reichsamts des Innern belegene 
Sitzungssaal war bis zum Jahre 1892 von einer puritanischen Einfachheit. 
In dem Etat des Reichsamts des Innern wurden daraufhin 120 000 Mark 
zu dessen würdiger Umgestaltung einschließlich einiger weiteren baulichen Ver- 
änderungen in dem Amtsgebäude ausgeworfen. 
Die drei übrigen Räumlichkeiten des Bundesrats dienen für die 
Ausschußberatungen und liegen nach der Wilhelmstraße hinaus. Damit sind 
die Lokalitäten des Bundesrats in dem Hause Wilhelmstraße 74 erschöpft. 
Er besitzt kein eignes Lesezimmer, kein Vorzimmer, kein Gemach, um Besuche 
zu empfangen. 
Im neuen Reichstagsgebäude ist für denselben schon besser gesorgt. Im 
Südostturm befindet sich der Bundesratssitzungssaal, der, viereckig im Grundriß, 
einen Durchmesser von 13:21 Metern hat und gediegene Pracht aufweist, ebenso 
wie die zwei an denselben anstoßenden Räume des Bundesrats: ein Vorsaal 
und ein Beratungssaal (für die Ausschußverhandlungen). Auch im Zwischen- 
geschoß sind für den Bundesrat Räumlichkeiten reservirt, welche eine einfachere 
Ausstattung aufweisen. 1) 
Der Bundesrat hat keine Beamten, welche ausschließlich durch ihn be- 
schäftigt werden; alles, was er gebraucht, wird ihm, wie die Verhältnisse heute 
1) Näheres findet man in dem Werk M. Raplilbers: „Das Reichstagsgebäude“ 
S. 45f.
	        
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