Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

Graf Bismarck. Die französischen Kammern haben die Kriegserklärung 
mit Enthusiasmus angenommen. Glauben Sie nicht selbst an einen neuen 
Krieg, der dem nächsten Friedensschlusse folgen wird? 
General Wimpffen. Nein. Die materiellen Interessen gewinnen immer 
mehr die Oberhand, der Krieg würde nur durch ganz besondere Verhältnisse 
oder durch Verletzung des französischen Ehrgefühls veranlaßt werden. Er glaube 
gerade des künftigen Friedens wegen die Bewilligung günstiger Bedingungen 
empfehlen zu sollen. 
Graf Bismarck. Frankreich wird, wie auch die Bedingungen sein 
mögen, den Krieg gegen uns wieder beginnen, sobald die Verhältnisse es ihm 
gestatten. 
General Wimpffen. Nur wenn es verletzt worden ist. 
General v. Moltke. Er sei nur zur Bewilligung dieser Bedingungen 
autorisirt. Ueber dieselben sei jede Diskussion unnötig; es handle sich lediglich 
darum, die Art der Niederlegung der Waffen, bei der er gern jede zulässige 
Rücksicht nehmen würde, festzustellen und Verabredungen über den Transport 
der zahlreichen Gefangenen zu treffen. 
General Castelnau, von General Wimpffen aufgefordert, seinen be— 
sonderen Auftrag zu erledigen, wünscht darüber zu verhandeln, welche Anord- 
nungen in Betreff der Person des Kaisers, der nicht mehr kommandire und 
seinen Degen dem König übergeben habe, zu treffen seien. 
Graf Bismarck. Glaubt, daß hierüber nur die Souveräne unter sich 
verhandeln könnten. Hier sei nur die militärische Frage zu regeln. Wünsche 
der Kaiser eine Zusammenkunft mit Seiner Majestät, so glaube er, daß eine 
solche würde bewilligt werden. Zunächst habe er nur den dringenden Wunsch, 
die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten und unnötiges Blutvergießen zu ver- 
meiden. Zugleich aber müsse er darauf bedacht sein, die nötigen materiellen 
Garantien für einen günstigen Frieden zu erlangen. 
General Wimpffen. Glaubt, daß man sich täusche; auf diese Weise 
werde Frankreich niemals Frieden schließen. 
Graf Bismarck. Wir werden aber den Krieg bis zu einem günstigen 
Frieden fortführen und dazu alle uns gebotenen Vorteile benutzen. Wird die 
ganze eingeschlossene Armee kriegsgefangen, so werden Ihnen zu Neuformationen 
bald die nötigen Cadres fehlen. Ehe über die Person des Kaisers verhandelt 
werden kann, muß die militärische Frage geregelt sein. Andere Kapitulations- 
bedingungen können im Interesse unseres Landes nicht bewilligt werden. 
General Wimpffen. Bittet um 24 Stunden Waffenstillstand; er könne 
solche Bedingungen nicht auf eigene Verantwortung annehmen, müsse sich viel- 
mehr erst mit den anderen Generalen besprechen, da er erst während der Schlacht 
den Oberbefehl übernommen habe. So weit sei es mit der französischen Armee 
noch nicht gekommen, sie könne noch schlagen.
	        
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