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sischen Presse sei. Ich entgegnete nur, daß in Deutschland niemand den Krieg
gewollt habe, namentlich Eure Majestät nicht, und daß die spanische Frage für
keine deutsche Regierung ein Interesse, welches eines Krieges wert gewesen wäre,
dargeboten hätte. Eurer Majestät Stellung zu der spanischen Thronbesetzung
sei schließlich durch den Gewissenszweifel bestimmt worden, ob es recht sei,
der spanischen Nation den Versuch, durch diese Königswahl zur Wiederherstellung
dauernder innerer Einrichtungen zu gelangen, aus persönlichen und dynastischen
Bedenken zu verkümmern; daran, daß es dem Erbprinzen gelingen würde, sich
mit Seiner Majestät dem Kaiser über die Annahme der spanischen Wahl in
befriedigendes Einvernehmen zu setzen, hätten Eure Majestät bei den langjährigen
guten Beziehungen der Mitglieder des Fürstlich hohenzollernschen Hauses zum
Kaiser niemals Zweifel gehegt, dies aber nicht als eine deutsche oder preußische,
sondern als eine spanische Angelegenheit angesehen.
Durch Erkundigungen in der Stadt und insbesondere durch Rekognoszirungen
der Offiziere vom Generalstabe war inzwischen, etwa zwischen 9 und 10 Uhr,
festgestellt worden, daß das Schloß Bellevue bei Frénois zur Aufnahme des
Kaisers geeignet und auch noch nicht mit Verwundeten belegt sei. Ich meldete
dies Seiner Majestät in der Form, daß ich Frénois als den Ort bezeichnete,
den ich Eurer Majestät zur Zusammenkunft in Vorschlag bringen würde und
deshalb dem Kaiser anheimstelle, ob Seine Mazjestät sich gleich dahin begeben
wolle, da der Aufenthalt innerhalb des kleinen Arbeiterhauses unbequem sei,
und der Kaiser vielleicht einiger Ruhe bedürfen würde. Seine Majestät ging
hierauf bereitwillig ein, und ich geleitete den Kaiser, dem eine Ehreneskorte von
Eurer Majestät Leib-Kürassierregiment voranritt, nach dem Schlosse Bellevue,
wo inzwischen das weitere Gefolge und die Equipagen des Kaisers, deren
Ankunft aus der Stadt bis dahin für unsicher gehalten zu werden schien, von
Sedan eingetroffen waren. Ebenso der General Wimpffen, mit welchem in
Erwartung der Rückkehr des Generals v. Moltke die Besprechung der gestern
abgebrochenen Kapitulationsverhandlungen durch den General v. Podbielski im
Beisein des Oberstlieutenants v. Verdy und des Stabschefs des Generals
v. Wimpffen, welche beiden Offiziere das Protokoll führten, wieder aufgenommen
wurde. Ich habe nur an der Einleitung derselben durch die Darlegung der
politischen und rechtlichen Situation nach Maßgabe der mir vom Keiser selbst
gewordenen Aufschlüsse teilgenommen, indem ich unmittelbar darauf durch den
Rittmeister Grafen v. Nostitz im Auftrag des Generals v. Moltke die Meldung
erhielt, daß Eure Majestät den Kaiser erst nach Abschluß der Kapitulation der
Armee sehen wollten, eine Meldung, nach welcher gegnerischerseits die Hoffnung,
andere Bedingungen als die abgeschlossenen zu erhalten, aufgegeben wurde. Ich
ritt darauf, in der Absicht, Eurer Mcajestät die Lage der Dinge zu melden,
Allerhöchstdenselben nach Chéhery entgegen, traf unterwegs den General
v. Moltke mit dem von Eurer Majestät genehmigten Texte der Kapitulation,