Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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Die beiden ersten Sätze sind willkürlich aus dem Zusammenhange heraus— 
gerissen. Von den Sätzen aber, welche mit dem Worte „Das Mittelalter“ 
beginnen und welche allein den Ausgangspunkt für die polemischen Erörterungen 
über meine Stellung zur Schulfrage und über mein angebliches, „der Nation 
die Augen öffnendes Geständnis“ bilden können, findet sich nicht eine Silbe in 
der stenographischen Niederschrift. Sie sind völlig freie Erfindungen des Herrn 
Senators Schwartz oder der hinter ihm stehenden Souffleure. Ich lehne jede 
Beziehung zu diesen Sätzen von mir ab, möchte aber glauben, daß sie als ein 
Beitrag zur Geschichte politischer Bauernfängerei bleibenden Wert haben. 
Bromberg, den 23. September 1883. " 
v. Tiedemann. 
Unterm 30. Oktober 1888 sandte der Regierungspräsident v. Tiedemann 
der „Kreuzzeitung“ folgende Zuschrift: 
In Nr. 434 der „Kreuzzeitung“ befindet sich unter der Rubrik Wahl- 
bewegung“ eine Notiz aus Bromberg, in welcher nach Erwähnung angeblicher 
hiesiger „Kartellparteien“ gesagt wird: „Nicht ohne Interesse dürfte es sein, zu 
konstatiren, daß diese Kartellparteien sich hier aus den Nationalliberalen, Frei- 
sinnigen und einigen Freikonservativen unter der Führung des Regierungs- 
präsidenten v. Tiedemann zusammensetzen. Die Ungereimtheit einer Insinua= 
tion, welche glauben machen möchte, hier in Bromberg werde ein Zusammen- 
gehen der Freikonservativen und Freisinnigen und noch dazu unter meiner Füh- 
rung geplant, ist zu handgreiflich, als daß eine Berichtigung erforderlich er- 
scheinen könnte. Nur im Hinblick auf möglicherweise bevorstehende geschicktere 
Verdächtigungen halte ich es für nützlich, meinerseits ausdrücklich zu konstatiren, 
daß die obige Darstellung mit den thatsächlichen Verhältnissen in direktem 
Widerspruch steht. v. Tiedemann. 
Wie sich doch die Verhältnisse äandern! Bei den Reichstagswahlen vom 
Sommer 1898 war v. Tiedemann der Kandidat der Konservativen, Freikonserva- 
tiven, Nationalliberalen und der Freisinnigen, und die Regierung freute sich ob 
dieses Zusammengehens aller dort vereint gegen die Polen marschirenden national- 
gesinnten Parteien. 
Geheimer Ober-Regierungsrat Lohmann 
(geb. 1831.) 1) 
Wenn Fürst Bismarck derjenige war, der die Notwendigkeit einer allge- 
meinen gesetzlichen Sicherung der Arbeiter gegen die in ihrer wirtschaftlichen 
1) Th. Lohmann, geb. in Wiesen a. d. Aller, Kreis Celle, bis zur Einverleibung des 
Königreichs Hannover Referent im hannoverschen Kultusministerium, 1870 der Regierung 
in Minden überwiesen, im Herbst 1871 ins Handelsministerium berufen und 1873 zum
	        
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