bei Bismarck) gemeinsam mit den Ministern Hobrecht und Friedenthal, nachdem
sich Bismarck mit dem Zentrum zur Durchberatung des Zolltarifs geeinigt hatte.
OffiziöSs wurde über seinen Rücktritt geschrieben:!) „Der Minister Falk hat
die Auffassung des Kanzlers — daß die Beilegung des kirchlichen Konflikts in
Aussicht zu nehmen sei — ebenso entschieden geteilt, wie er mit demselben über
die Grundlagen eines möglichen Friedens eines Sinnes war. In allen bis-
herigen Vorverhandlungen über die Einleitungen zu jenem Ziel hat der Kanzler
auf das vertrauliche Einverständnis mit dem Kultusminister den größten Wert
gelegt und sich desselben durchweg versichert. Als jedoch die Möglichkeit ernster
Friedensverhandlungen näher zu treten schien, gab der Minister Falk ungeachtet
jenes sachlichen Einverständnisses immer mehr der persönlichen Erwägung und
dem Zweifel Raum, ob nach den siebenjährigen heißen Kämpfen, in welchen
seine Person stets im Vordergrund der staatlichen Aktion gestanden hatte und
deshalb auch der Mittelpunkt aller Angriffe war, er gerade im stande sein werde,
auch das Friedenswerk persönlich zu fördern. Dieser Zweifel vor allem hat
den Entschluß des Ministers reifen lassen, jetzt aus dem Amte zu scheiden.
Wohl mögen noch andere Erwägungen mit Bezug auf die mannigfachen Schwierig-
keiten und Meinungskämpfe auf anderen kirchenpolitischen Gebieten, auch in
Betreff der evangelischen Kirche, dabei mitgewirkt haben, aber der Minister selbst
hat bei der Begründung seines Wunsches vornehmlich jene Seite hervorgehoben
und seine Entschließung ungeachtet der erneuten Feststellung seines grundsätzlichen
Einverständnisses mit der kirchlichen Politik des Kanzlers aufrecht erhalten."
Darnach hatte sich Minister Falk als ein moderner Curtius geopfert, um
den Riß zu schließen, der zwischen Deutschland und Rom bestand.
Ueber Bismarcks Haltung zur Frage des Rücktritts des Kultusministers
Falk liegen mehrere neuere Kundgebungen Bismarcks vor.2)
Am 16. März 1891 (Nr. 64) schrieben die „Hamburger Nachrichten“:
„In Rückblicken, die einzelne Blätter anläßlich des Wechsels im preußischen
Kultusministerium und des Todes Windthorsts auf den Kulturkampf werfen,
finden wir die Ansicht vertreten, daß Fürst Bismarck seinerzeit Dr. Falks Rück-
tritt veranlaßt habe. Das ist nicht richtig. Fürst Bismarck hat vielmehr Falk
gehalten, solange es möglich war und es dem Willen des Ministers entsprach;
sollte Dr. Falk einmal die Geschichte seines Ministeriums schreiben, so wird er
diese Thatsache nur bezeugen können. Dr. Falks Rücktritt ist durch die Em-
pfindlichkeit veranlaßt worden, die seine Behandlung am Hofe, namentlich soweit
1) Wiermann, „Geschichte des Kulturkampfes“ S. 203 f.
2) Falk und Bismarck verkehrten auch nach dem Ausscheiden des ersteren aus dem
Ministerium. 1. Februar 1880 Besuch Falks bei Bismarck. Ueber einen Brief Falks an
die Redaktion der „Deutschen Nevue“ vom 2. September 1879: „Fürst Bismarck geht nicht
nach Canossa, wenn er es vermeiden kann,“ vgl. die „Post“ Nr. 259, 261, 262, 263 von
1879; auch „Eugen Richter im neuen Reichstag“, II. Teil S. 135 und 141.